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Bericht
03.05.2020
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"Es ist unvermeidlich, dass es Gewinner und Verlierer geben wird"

Welche Auswirkungen wird der European Green Deal auf kurze und lange Sicht auf die Wirtschaft haben, in der Welt, in Europa und insbesondere in Deutschland? Über diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmer der Videokonferenz des Berliner Volkswirtekreises mit Werner Roeger, dem Leiter der Abteilung für Modelle und Datenbanken bei der Europäischen Kommission. In einem stark makroökonomisch fokussierten Vortrag ging es hauptsächlich um die Unterscheidung zwischen Effekten auf die Gesamtwirtschaft und auf einzelne Sektoren.<br />

Werner Roeger, Leiter der Abteilung für Modelle und Datenbanken, Europäische Kommission, im Gespräch mit dem Berliner Volkswirtekreis des Landesverbandes Berlin-Brandenburg
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Mit einem Investitionspaket von einer Billion Euro möchte die europäische Union ihren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Insgesamt 25 Prozent des europäischen Haushalts zwischen 2021 und 2027 wurden nachhaltigen Investitionen verschrieben. Gemessen am europäischen Bruttoinlandsprodukts, welches aktuell rund 20 Billionen Euro beträgt, handelt es sich jedoch um ein relatives kleines Paket, gab Roeger zu bedenken.

 

Die makroökomische Fundierung des Pakets ist eindeutig. Der Klimawandel wird, neben unkalkulierbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, negative Auswirkungen auf die Wirtschaft in der ganzen Welt haben. Deshalb soll frühzeitig gegengesteuert werden, um die Kosten möglichst niedrig zu halten. Falls das zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann, so zeigen es die Modelle der europäischen Kommission, wird der Klimawandel nur einen geringen Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Leistung der EU haben. Unter der Annahme von verbesserten Speicherkapazitäten in der Energiewirtschaft belaufen sich die Schäden auf maximal einen Prozent mit Hinblick auf Konsum und Bruttoinlandsprodukt der EU.

"Der Strukturwandel wird stattfinden", stellte Roeger deutlich klar. Es werde starke sektorale Effekte geben, der Ausgleich finde erst auf gesamtwirtschaftlicher Ebene statt. Deshalb sei es besonders wichtig, frühzeitig umzuschulen und sich der neuen Situation anzupassen. Dabei solle die Umstellung auf erneuerbare Energien als Chance gesehen werden, mahnte Roeger. Durch die Umstellung von importiertem Rohöl auf selbst produzierte Energien sei man auch ein Stück unabhängiger.

Eine mögliche Technologieführerschaft, die in der öffentlichen Diskussion oft als zusätzlicher Anreiz angegeben wird, sei makroökonomisch von geringer Bedeutung, erläuterte Roeger. Durch Nachahmungs- und Verdrängungseffekte sei kein langfristiger Einfluss zu erwarten.

 

Die Präsentation von Werner Roeger steht unseren Mitgliedern exklusiv im VIP-Bereich zur Verfügung.