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Bericht
03.11.2021
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Aus den Ländern (Bremen) - Plädoyer für Wertschätzung von Familienunternehmen und Mittelstand

Business-Talk mit Lencke Wischhusen, Fraktionsvorsitzende in der Bremischen Bürgerschaft und Mitglied des FDP-Bundesvorstands
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Pandemiebedingt durften wir unsere Mitglieder in diesem Jahr erst zum zweiten Mal im Rahmen unseres Business Lunches in der Havanna Lounge Bremen willkommen heißen. Als Gast konnte der Landesvorsitzender Jörg Müller-Anecke die Bremer FDP-Fraktionsvorsitzende Lencke Wischhusen begrüßen.

Sie startete mit einigen interessanten Fakten zum Unternehmertum. 99 Prozent

aller Unternehmen in Deutschland seien kleine und mittelständische Betriebe. 88 Prozent der Unternehmen seien inhabergeführt. 83 Prozent der Lehrlinge würden vom Mittelstand ausgebildet. Kurz gesagt: Klein- und mittelständische Unternehmen seien nach wie vor von großer Bedeutung für die deutsche sowie die regionale Wirtschaft.

Mit der provokanten These „Ich glaube, es gibt einen großen Unterschied zwischen Managern und Unternehmern“ wolle sie zum Nachdenken anregen, so Wischhusen, und leitete damit zum eigentlichen Thema Ihres Vortrages über: Das Bild des Unternehmers in der Öffentlichkeit.

Auf der einen Seite gebe es den Manager: Dieser sei zumeist kurzfristig gewinnorientiert, habe den Shareholder Value im Blick und sei auf die Verlängerung seines Arbeitsvertrages fokussiert. Der mittelständische Familienunternehmer hingegen gehe anders mit Risiken um, da er mit seiner Person und seinem Vermögen für das Unternehmen hafte. Die unternehmerische Vorsicht würde die Denk- und Handlungsweise verändern. Es bestehe zudem eine langfristige und generationsübergreifende Denkweise.

Als Problem des Unternehmertums identifizierte die FDP-Politikerin vor allem die öffentliche Darstellung. Sie berichtete von Kinderhörspielen und der Darstellung des Unternehmers darin als „bösem, regelwidrigem Mann“. Dieses negative Framing des Unternehmertums beginne im Kindesalter und reiche bis ins Erwachsenenalter. Eine Studie zur Krimiserie „Tatort“ zeigte beispielsweise, dass Unternehmer am häufigsten die Mörder seien – nur einmal mordete der Gärtner.

Lencke Wischhusen warf die Frage auf, wieso dies der Fall sei, wenn klein- und mittelständische Unternehmen doch einen so großen Beitrag zur deutschen Wirtschaft beitrügen und als Basis für das duale Ausbildungssystem agierten. Zudem seien sie häufig Sponsoren regionaler Vereine, Institutionen und Initiativen. Wie könnten Unternehmer und der Wirtschaftsrat dagegen ankämpfen? Auch wenn Bremer Unternehmer stolz auf ihre hanseatische Bescheidenheit seien, sollten sie diese gelegentlich hinterfragen und offensiver deutliche machen, welche Leistungen sie für die Gesellschaft erbringen, so die Politikerin, die selbst einer Unternehmerfamilie entstammt. Als positives Beispiel nannte sie die USA. Die dortige Fehlerkultur und das allbekannte Motto „vom Tellerwäscher zum Millionär“ trügen dort zur positiven Fremd- und Selbstwahrnehmung von Selbstständigen und Unternehmern bei. Und der Comic-Held und Milliardär Bruce Wayne, der im Nebenjob Verbrecher bekämpft, werde schließlich auch als positiver Charakter dargestellt.

Die anschließende Diskussion warf viele Fragen auf: Entscheidet über die Person des angestellten Managers, die Ausgestaltung seines Vertrages und damit seiner Zielsetzung nicht letztlich die Gesellschafterseite? Wie erzielen Unternehmer eine bessere (Selbst-)Darstellung? Haben sie überhaupt einen Einfluss auf die Fremdwahrnehmung, oder wird diese allein durch die Medien bestimmt? Können die Sozialen Medien ein Mittel sein, an den etablierten Medien vorbei ein positives Bild zu generieren?

Es brauche mehr Positivbeispiele aus den Unternehmen heraus, forderte Lencke Wischhusen abschließend. Hier könne auch der Wirtschaftsrat aktiv werden und die Darstellung der Unternehmer in eine andere, positive Richtung lenken.