Aus den Ländern (Bremen): Bremerhavens Potential ausschöpfen
Der Bürgermeister und Städtekämmerer der Seestadt Bremerhaven, Torsten Neuhoff (CDU), verschaffte den Gästen einen wirtschaftspolitischen Überblick zu den aktuellen Diskursen seiner Stadtgemeinde. Nach wie vor beeinflusse die Corona-Pandemie nicht nur das Geschehen der Stadt, sondern auch die Finanzlage. So habe das Land Bremen 70 Millionen Euro aus dem Bremen-Fonds zur Verfügung gestellt, wovon Neuhoff aber „noch nicht einen Cent ausgegeben“ habe, wie er stolz berichtete. Nicht unerwähnt ließ er aber auch, dass Bremerhaven vom Entschuldungsprogramm des Bundes profitiert habe, wodurch die Stadt vor der Pandemie praktisch schuldenfrei geworden sei. So konnten während der Pandemie 2,5 Millionen Euro in die Innenstadt investiert werden, davon 1 Million Euro in Gutscheinen, die dem Handel zugutekamen und einen Umsatz von 5 Millionen Euro generiert hätten.
Ein ertragreicher Sektor für Bremerhaven sei der Tourismus, da die Weser ein attraktiver Fluss für Flusskreuzfahrten sei. Hier müsse aber verstärkt angesetzt werden, da zu wenige Touristen um die Attraktivitäten der Stadt wüssten und diese zudem schlecht ausgeschildert seien. Dabei biete der Überseehafen für die Passagiere eine Vielzahl an Besichtigungsmöglichkeiten für Tagestouren wie etwa das Deutsche Auswandererhaus, das Klimahaus oder das Deutsche Schifffahrtmuseum. Die Museumsflotte befinde sich jedoch in einem maroden Zustand. Hinzu komme das sanierungsbedürftige Hauptgebäude des Museums. Der Bund steuere lediglich Gelder zur Restaurierung des Ersatzes der „Seute Deern“ bei. Die Frage nach den Mehrkosten für Bau und Reparaturen am Museum selbst sei noch ungeklärt. Kritisch werde es, wenn das Museum seinen Titel „Leibniz-Forschungsmuseum“ verlieren sollte. Daran sind 85 Prozent seines Budgets geknüpft. Um das Prädikat aufrecht zu erhalten, bedürfe es der vollständigen Gebäudesanierung und der Präsentation einer neuen Ausstellung.
Auch das Leben in der Innenstadt hätte sich verlangsamt und dadurch Lücken hinterlassen. Die Folge seien unzählige Geschäftsschließungen. Dies hätte eine Kettenreaktion ausgelöst: Aufgrund fehlender großer Anlaufpunkte sei auch die Anzahl kleinerer Läden gesunken. An dieser Stelle möchte der Bürgermeister ansetzen und neue lukrative Reize schaffen. Geplant sei der Ausbau des Columbus Centers mit einer größeren Auswahl an Geschäften und die Ansiedlung erfolgreicher Modeketten mit günstigerem Sortiment für junge Menschen. Zusätzlich solle die Aufenthaltsqualität durch Cafés und Restaurants gesteigert werden.
Um die Innenstadt noch stärker zu beleben, müsse eine Verzahnung zum Hafenbereich angestrebt werden, so der Bürgermeister. Die sechsspurige Columbusstraße trenne die Stadt vom Wasser, wodurch auch Touristen selten den Weg in die Innenstadt fänden. Die aktuellen Überlegungen beinhalteten den Rückbau der Straße von sechs auf zwei Spuren. Die Thematik sei allerdings sensibel, da eine Reduktion der Infrastruktur unvorhersehbare negative Folgen mit sich führen könne. Die Leistungsfähigkeit der Straße sei gefragt, da sie eine wichtige Verkehrsachse sei. Derzeit fänden Evaluierungen und weitere Forschungen zum Verkehrsaufkommen statt.