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Pressemitteilung 28.05.2019
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Das Paradoxon in Wohnungsbau und Stadtentwicklung

Ein Gastkommentar des Landesvorsitzenden Jörg Müller-Arnecke

Es gibt nur wenige Themen, bei denen sich alle Parteien in Bremen so einig sind wie bei der Tatsache, dass es an bezahlbaren Wohnraum insbesondere für Studenten, Alleinstehende und Geringverdiener, also 1-2 Zimmer Appartements und kleinen Einfamilienhäusern für junge Familien, fehlt. Auch besteht weitestgehend eine Einigkeit darüber, dass es sowohl stadtplanerisch als auch ökologisch sinnvoll ist, bereits bebaute Quartiere weiter zu verdichten. Dies kann über die Erschließung von Baulücken oder über eine höhere Geschossbauweise erfolgen. Interessant wird es dann, wenn es an konkrete Pläne geht - dann stehen offensichtlich alle Parteien Ihren Wählern im jeweiligen Stadtteil deutlich näher als dem Gemeinwohl!

Werden nun neue  Wohnungsbauprojekte, sei es die Gartenstadt Werdersee oder das nun freie Gelände der Galopprennbahn, Neubebauung des Bundesbank Geländes oder Mühlenviertel in Oberneuland, angeschoben,  verzögern sich diese aber in der Regel um mehrere Jahre, sei es durch technische Hindernisse, durch Einsprüche oder Klagen besorgter Bürger oder eben durch politische Uneinigkeit obwohl alle Parteien das gleiche Ziel verfolgen sollten!
Sehr unterschiedlich und kontraproduktiv in Bezug auf die Wirksamkeit muten die folgenden jüngsten Forderungen und Ideen an: Es wird auf Bundesebene sowie auch in Bremen, federführend durch die Linken, die Enteignung großer Wohnungsbaukonzerne gefordert, ungeachtet der Tatsache, dass dadurch nicht mehr Wohnraum geschaffen würde. Auch die komplette Verstaatlichung der BREBAU GmbH in Bremen erzeugt keine neuen Wohnungen, für niemanden. Alleine der Bau neuer Häuser und Wohnungen und die Gestaltung investitionsfreundlicher Rahmenbedingungen können neuen und günstigen Wohnraum schaffen. 

Mein Fazit: um tatsächlich günstigen Wohnraum zu schaffen, muss in jedem Fall deutlich mehr und schneller gebaut werden, mutiger und innovativer als bisher. Alle politisch Handelnden müssen über die Legislaturperiode hinaus denken, denn die Nachfrage nach mehr Wohnungen und pro Person mehr Wohnraum nimmt zukünftig weiter zu. Die Bremer Regierung sollte sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren und bürokratiearme, innovative Rahmenbedingungen schaffen. Da die Suche und die Lust auf das Leben in der Stadt zunehmen und Bremen ein Stadtstaat mit begrenzter Fläche ist, muss frei von alten Schemata auf neue, zukunftsweisende Entwicklungen gesetzt werden. Innerstädtische Potentiale wie Nutzung und Begrünung von Dachflächen, Verdichtung und höhere Bebauung, intelligente Parkflächen und Umbau von Bestandsimmobilien sind Lösungen für den steigenden Bedarf.