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Bericht
09.02.2023
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„Die Najade müssen wir uns leisten können“

Große finanzielle Herausforderungen für das Deutsche Schifffahrtsmuseum
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Der Business Lunch der Sektion Bremerhaven befasste sich dieses Mal mit einer Institution der Seestadt, die in den vergangenen Jahren öfter in der Öffentlichkeit stand als es ihr lieb sein konnte: Dem Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven. Der Brand der „Seute Deern“, der geplante Nachbau der „Najade“ mit unabsehbaren Folgekosten sowie ein ungeplanter Wechsel an der Spitze waren für den Wirtschaftsrat Grund genug, sich näher mit dem Museum zu befassen.

Sektionssprecher Philipp von der Heide konnte zu diesem Anlass Dr. Lars Kröger begrüßen, Projektkoordinator des Museums und insbesondere für die Weiterentwicklung der Museumsflotte verantwortlich.  Dr. Kröger arbeitet seit 2015 als Wissenschaftler für das Haus und hat sich als Archäologe auf Schiffe und die Schifffahrt spezialisiert.

Was ist das Besondere am Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM)? Wie alle anderen Museen ist es ein Ort des Sammelns, des Bewahrens und des Vermittelns, so Dr. Kröger. Es wurde erst in den 1970er Jahren gegründet und verfügt daher über eine vergleichsweise junge Sammlung. Das Verständnis der Museen und die Anforderungen an sie haben sich in den vergangenen 10 Jahren gravierend geändert: Sie sollen Orte voller Leben sein, sie sollen „laut“ sein. Menschen sollen über die ausgestellten Objekte diskutieren.

Stellten Museen früher häufig lediglich die Erfolge der Vergangenheit dar, so wollen sie heute keine reinen Leistungsschauen mehr sein. Vielmehr wollen sie die Menschen hinter der Technologie zeigen, im Schifffahrtsmuseum beispielsweise auch die Lebensbedingungen der Menschen, die in den Wäschereien von Kreuzfahrtschiffen arbeiten. Oder es wird auf die Gefahren hinwiesen, die von Munitionsresten in der Nordsee ausgehen.

Dr. Kröger erläuterte den Mitgliedern in weiterer Folge die Struktur des DSM. Es ist Mitglied der Leibnitz-Forschungsgesellschaft. Dies setzt einen hohen Qualitätsanspruch voraus, der wiederum die Voraussetzung ist für Finanzmittel aus dem Bundeshaushalt, die im Fall des DSM einen sehr großen Anteil am Gesamthaushalt von 6,6 Millionen Euro ausmachen. Hinzu kommen Mittel für Baumaßnahmen und Drittmittel durch die Forschung. 90 Mitarbeiter beschäftigt das DSM, darunter viele externe Forscher, die ihre Ergebnisse im Gegenzug dem Museum zur Verfügung stellen.

Die Mitgliedschaft in der Leibnitz-Forschungsgesellschaft bedeutet eine regelmäßige Evaluierung. Die nächste steht dem DSM im Jahr 2024 ins Haus. Eine erfolgreiche Evaluierung ist gleichbedeutend mit der Empfehlung an den Bund, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen.

Die Verbindung zwischen DSM und Museumshafen war in der Vergangenheit nicht klar geregelt. Der Hafen war lange Zeit nicht Teil der Forschung, erhielt daher auch keine Bundesfinanzmittel. Daraus resultierende Einsparungen führten in letzter Konsequenz zum Untergang und zum Brand der „Seute Deern“. Heute, so Dr. Kröger, werden die Kosten für den Hafen durch eine Stiftung getragen, die zu 2/3 von Bremen und 1/3 von Bremerhaven getragen wird.

Neben dem Nachbau der „Najade“, für die der Bund einmalig 40 Millionen Euro zur Verfügung stellt, steht auch die Renovierung der drei Museumsgebäude auf dem Programm. Auf die Frage, ob das Geld für die „Najade“ nicht besser in die Gebäude investiert werden sollte, machte Dr. Kröger förderrechtliche Bedenken geltend. Schließlich sei der Betrag zweckgebunden. Das Förderpaket nochmals aufzuschnüren, berge die Gefahr, die Summe am Ende zumindest teilweise zu verlieren. Es stünde zumindest nicht mehr zu 100 Prozent ausschließlich dem DMS zur Verfügung, sondern bestenfalls „Bremerhaven“ als Ganzes.

Und der Einwand des Bundesrechnungshofes, die Folgekosten für die „Najade“ könnten den Nutzen der Bundesförderungen am Ende vollständig aufwiegen oder gar in ihr Gegenteil verkehren? Auch dieses Argument ließ Dr. Kröger nicht gelten. Der Rechnungshof agiere auf der „politischen Ebene“. Aktuell sei man ohnehin erst in der Projektierungsphase, die auch eine Machbarkeitsstudie umfasse. Und dieses Ergebnis solle man zunächst einmal abwarten. Er gab aber zu: Den Unterhalt der Najade müsse sich das DMS in der Tat leisten können.