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Bericht
19.02.2020
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Die Schweiz ist traditionell innovativ

Am Donnerstag, den 20.02.2020, hielt der Schweizer Botschafter, Dr. Paul R. Seger, einen Vortrag zum Thema „Die Schweiz traditionell innovativ“. Er verriet den Gästen des Wirtschaftsrates und der Havanna Lounge dabei, wie dieses Land Werte wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Qualität mit Innovation verbindet.
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Seinen Vortrag began Dr. Paul R. Seger mit der Klarstellung von zwei Fakten:

- Die Schweiz ist seit jeher innovativ 

- In der Schweiz findet eine Verbindung von traditionellen und innovativem Handeln und Denken statt


In seinem Vortrag verpackte der Botschafter drei Botschaften, die die Triebkräfte der Schweizer Innovation definieren:

Handicap

Zunächst hat die Schweiz ein geographisches Handicap. Sie ist ein Binnenland und topographisch eher nachteilig. Bis ins 18. Jahrhundert war das Bild der Schweiz im Ausland geprägt durch Kühe, Schafe und die Alpen.

 

Heute steht die Schweiz für Innovationskraft und Wirtschaftsstärke und führt die wichtigen internationalen Rankings zur Innovation an. So verzeichnet der Global-Innovation-Index seit 2011 die Schweiz auf dem Spitzenplatz.

 

Als Land ohne Bodenschätze war die Schweiz seit jeher dazu gezwungen, durch harte Arbeit und Innovation für den eigenen Wohlstand zu sorgen. Die Enge und starke Fragmentierung des Binnenmarkts zwang Schweizer Unternehmen schon früh, Absatzmärkte im Ausland zu suchen, auf denen sie sich gegen die weltweite Konkurrenz durchsetzen und somit produktiv werden mussten. Auch war sie ursprünglich ein armes und bäuerliches Land. Nur ein Drittel ihrer Landesfläche ist bewohnbar.

Gute Rahmenbedingungen

Weiter verfügt das Land über gute Rahmenbedingungen. Da das Land vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont blieb, war es nach Kriegsende mit einer intakten und exportorientierten Produktion ausgezeichnet aufgestellt, um vom Wiederaufbau in Europa profitieren zu können. Dies unterstütze die liberale Wirtschaftspolitik des Landes sowie die traditionell hohe Wertschätzung von Fleiß, Einsatzbereitschaft und Bildung.

 

Ein anderer Indikator für die Messung des Innovationserfolges sind Patente. Laut Daten des Europäischen Patentamts gehört die Schweiz damit zu den  wichtigsten Patentanmeldern Europas, so ist diese Zahl im Vergleich zu Deutschland dreimal höher.

Herr Dr. Seger erklärt weiter, dass es nicht zuletzt dank des dualen Bildungssystems, das praxiserprobte Fachleute hervorbringe, der Schweizer Wirtschaft gut gehe. Der Anteil der Akademiker liege unter 30 Prozent. Im dualen System gilt das Prinzip: kein Abschluss ohne Anschluss. Das heißt, jeder Abschluss ermöglicht den Übertritt in eine höhere Aus- oder Weiterbildung.

Komponente Weltoffenheit

Ein weiteres wichtiges Element, das sich konstant durch die Schweizer Geschichte zieht, ist die Immigration. Dabei haben führende Köpfe aus dem Ausland den Wohlstand der Schweiz getragen. Frühe Einwanderungswellen gab es bereits vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, als die Hugenotten aus Frankreich in der Schweiz Zuflucht suchten. Die Hugenotten verfügten über gute handwerkliche Fähigkeiten und brachten das Wissen um die Fertigung von Uhren mit. Auch die pharmazeutische und chemische Industrie der Schweiz hat ihre Ursprünge im 16. Jahrhundert in der Migration der Hugenotten.

 

Die Schweiz hat somit seit jeher einen starken internationalen Bezug.

 

Neben der Privatwirtschaft leisten schweizerische Hochschulen und Universitäten einen enormen Beitrag zur Innovationsstärke des Landes: etwa die ETH Zürich und die EPFL in Lausanne. Diese Bildungseinrichtungen betreiben eine eigene Grundlagenforschung und tragen durch Wissenstransfer mit internationalen Partner zu erfolgreichen Innovationen bei. Dabei ist der Anteil deutscher Professoren hoch.

Etwa drei Prozent des BIP werden für Aufwendungen für Forschung und Entwicklung heute direkt von der Privatwirtschaft finanziert. Somit liegt die Schweiz deutlich über den europäischen Durchschnitt.

 

Die Schweiz ist ebenfalls ein Mekka für Nobelpreisträger. Sie kommt seit 1901 auf insgesamt 30 Nobelpreise. Daran wird deutlich, dass die Schweiz einen Pioniergeist entwickelt hat, um ihren originären Handicaps zu überwinden.

 

Auch für den Klimaschutz gilt die Schweiz als Hotspot in Sachen zukunftsweisende Innovationen. So ist das schweizerische Unternehmen „climeworks“ führend bei der Carbon Dioxide Air Capture-Technologie führend. Das Unternehmen filtert Kohlenstoffdioxid (CO2) direkt aus der Umgebungsluft und wandelt diesen in Treibstoff um.

 

Ebenfalls in der Schweiz beheimatet ist das Unternehmen „synhelion“. Das Unternehmen entstand 2016 und arbeitet daran, die Technologie zur Herstellung von Solartreibstoffen auf den Markt zu bringen.

 

Nach dem Vortrag nutzen die Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsrates und der Havanna Lounge im Rahmen der Veranstaltung die Möglichkeit, mit dem Schweizer Botschafter weitere wirtschaftspolitische Themen zu diskutieren und miteinander ins Gespräch zu kommen.