Aus den Ländern (Bremen) - Was kann Bremen von Niedersachsen lernen?
Im Rahmen der diesjährigen Generalversammlung des Wirtschaftsrates Bremen konnte der Landesvorsitzende Jörg Müller-Arnecke Dr. Bernd Althusmann, den niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, als Festredner in der stimmungsvoll beleuchteten Bel Etage Bremen begrüßen.
„Was kann Bremen von Niedersachsen lernen?“ Mit dieser Frage begann Dr. Bernd Althusmann seinen Festvortrag. Dies könne man so pauschal nicht beantworten. Man müsse miteinander und voneinander lernen. Beide Bundesländer profitierten voneinander: Das Bremer Umland von Niedersachsen und das niedersächsische Umland von Bremen. Trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen des Stadtstaates und des Flächenlandes verbinde die Länder mit Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft sehr vieles. So seien die Themen Seehäfen, Im- und Export, Fachkräftesicherung, Digitalisierung, Wasserstoffwirtschaft oder neue Formen der Mobilität von entscheidender Bedeutung.
Dr. Bernd Althusmann betonte, Konkurrenz zwischen den deutschen Nordseehäfen dürfe es nicht geben. Beide Länder, Bremen wie Niedersachsen, konkurrierten mit Antwerpen und Rotterdam. Deswegen sei die Idee des Tiefseehafens Jade-Weser-Port zukunftsweisend gewesen.
Als weiteres Thema einer engen Zusammenarbeit hob der Minister die Wasserstoffwirtschaft hervor. Die norddeutsche Wasserstoffstrategie verbinde beide Länder. Einen Schritt weiterdenkend könne man sich zu Recht fragen, ob eine gemeinsame, erfolgreiche Wasserstoffstrategie dazu beitragen könnte, wirtschaftliche Erfolge auch über das Jahr 2030 hinaus zu sichern.
Ein leider aktuelles und unumgängliches Thema sei aber die Corona-Pandemie. Kurz vor Weihnachten werde der Höhepunkt der Infiziertenzahlen erreicht sein. In diesem Zusammenhang gebe es viele Herausforderungen. Die Distribution der Impfstoffe sei mangelhaft, die Bedeutung der Impfung in der Bevölkerung werde nach wie vor unterschätzt. In einer Gesellschaft, in der 99 Prozent aller Unternehmen mittelständische Unternehmen sind, werde die Pandemie zudem erhebliche Folgen für die Wirtschaft mit sich bringen.
Während der Pandemie seien viele andere Themen und Probleme in den Hintergrund geraten und von der Politik nicht ausreichend beachtet worden. Ein Beispiel sei die Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik. Man befasse sich zu wenig mit der Herausforderung, wie Deutschland in den nächsten Jahren mit der Flüchtlingsfrage umgehen werde. Als viertstärkste Volkswirtschaft der Welt müssten Politik und Bevölkerung sich bewusst sein, dass in den nächsten Jahren mehr Verantwortungsübernahme erwartet werde. Die Ampelkoalition werde dieser Herausforderung nicht gerecht werden, ist sich Dr. Bernd Althusmann sicher.
Eine weitere Herausforderung sei selbstverständlich die Digitalisierung. Vor allem die digitale Vernetzung sowie die Zusammenarbeit der beiden Länder und die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse spielten dabei eine große Rolle. Das Ziel sei es, der Bevölkerung digitale Teilhabe zu ermöglichen sowie digitale Projekte zu managen, die für die Resilienz der Volkswirtschaft von großer Bedeutung sei.
Man müsse mit dem Stichwort der Digitalisierung über Bundesländergrenzen hinweg denken. Bremen und Niedersachsen könnten der größte Co-Working-Space in Deutschland sein. Ein weiterer Gedanke könnte die Gründung einer Start-Up-Initiative über die Ländergrenzen hinweg sein. So könnten gemeinsame Ideen für die Herausforderungen, die Mobilität, die Energie- und die Ernährungsversorgung sowie die Life-Science-Möglichkeiten der Zukunft herausarbeitet werden.