Aus den Ländern (Bremen): Industrie folgt der Energie
Im Rahmen der Landesfachkommission Familienunternehmen und Mittelstand machten sich die Unternehmer zu einer Begehung auf dem Gelände der BREDO Dry Docks in Bremerhaven statt. Geschäftsführer Thorsten Rönner führte zunächst in eines von vier Schwimmdocks, in denen das Unternehmen Reparaturarbeiten an Schiffen durchführt, und gab ihnen einen Überblick über den Betrieb.
Die BREDO Werft zählt zu den führenden Reparaturwerften Deutschlands und ist der einzige Schiffsreparaturbetrieb an der Weser. Neben den vier Schwimmdocks in Bremerhaven betreibt sie weitere vier Anlagen im Bundesgebiet. Mit 300 Mitarbeitern erwirtschaftet sie jährlich einen Umsatz von 70-100 Millionen Euro. Seit 40 Jahren gehört sie zur familiengeführten Heinrich Rönner Gruppe. Zur Gruppe gehören neben dem klassischen Schiffbau, der Schiffbauzulieferindustrie und der Schiffsreparatur heute der Yachtbau, Brückenbau, Holz- und Metallbau, Kranbau, Stahlwasser-, Hafen- und Schleusenbau sowie der Industrieanlagenbau. Daneben werden Ingenieurleistungen, Transportlogistik, Reedereigeschäfte und Aktivitäten in der Offshore-Windenergie angeboten. Somit gehört die Heinrich Rönner-Gruppe zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region und im Land Bremen.
Thorsten Rönner hob bei seinen Ausführungen den Charakter des familiengeführten Unternehmens hervor. So habe es unter der Rönner-Führung noch keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben. Auch seien Profit und Geld nicht das treibende Element; vielmehr gehe es darum, das Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben.
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt erläuterte daran anknüpfend, auf welche Weise die Politik (Familien-)Unternehmen gezielt unterstützen, fördern und in Bremerhaven ansiedeln kann. Der Standort Bremerhaven verfüge über ideale Voraussetzungen wie eine gute Hinterlandanbindung, ausreichend Gewerbeflächen, gute Breitbandabdeckung und günstige Mieten. Zudem sei man in der Lage, die Infrastruktur für RoRo, Stückgut, Schwerlast und Container zu bieten. Dennoch lag die Arbeitslosenquote in Bremerhaven im August 2021 bei 13,2 Prozent, die höchste Quote bundesweit. Der starke Anstieg sei nicht nur auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen.
Durch den demographischen Wandel bestehe ein zunehmender Fachkräftebedarf, die Erwerbsbevölkerung nehme ab. Die Weiterentwicklung des Arbeitsmarktes sei ein wichtiger Aspekt für die wirtschaftliche Situation der Region. 400.000 Fachkräfte fehlten in diesem Jahrzehnt in Deutschland insgesamt. Diese Lücke sei nur durch Qualifikation und Ausbildung zu schaffen. Kristina Vogt begrüßte daher die jüngste Gründung einer Landesagentur für Qualifikation in Bremen. Auch die Förderung von Frauen gerade in technischen Berufen und in der IT sei unerlässlich.
Ein echtes Problem für den Standort Bremerhaven machte Kristina Vogt im schlechten Image der Stadt aus. Der schlechte Ruf bei der Bildung, eine fehlende Club- und Freizeitkultur und ein unattraktives Stadtbild schreckten viele dringend benötigte Fachkräfte und insbesondere Familien davon ab, nach Bremerhaven zu kommen. Das hindere wiederum Unternehmen, sich in Bremerhaven anzusiedeln.
Große Hoffnungen setzt Kristina Vogt aber auf den Energieträger Wasserstoff. Sie betonte die natürliche Wasserstoffregion von den Niederlanden bis nach Dänemark und zeigte sich überzeugt: „Die Industrie folgt der Energie“. Wenn es gelinge, mit Hilfe der erneuerbaren Energien in der Region grünen Wasserstoff zu erzeugen, würden sich auch neue Industrien hier ansiedeln.
In der anschließenden Diskussion mit den Mitgliedern des Wirtschaftsrates nahm die Senatorin zahlreiche Anregungen auf, die von Flächennutzungsplänen über Wasserstoffinitiativen bis hin zur dringend erforderlichen Verbesserung der Bildung bei den Schulabgängern reichten.