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Bericht
18.03.2021
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Mobiles Arbeiten - die neue Normalität?

Im Gespräch mit Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen, Elke Heyduck, Geschäftsführerin und Leiterin der Politikberatung bei der Arbeitnehmerkammer Bremen, und Carsten Meyer-Heder, Geschäftsführer bei team neusta GmbH und Landesvorsitzender der CDU Bremen.
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Aus allgemein bekanntem Anlass wurde das Home-Office im Jahr 2020 stark genutzt. Dabei ging und geht es in erster Linie um den Infektionsschutz. Dennoch macht es Sinn, einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen und sich die Frage zu stellen, ob das mobile Arbeiten/Telearbeiten zur neuen Normalität werden kann.

 

Sicherlich ist es utopisch anzunehmen, dass Unternehmer wie Arbeitgeber nach der Corona-Krise weiterhin auf einem so hohen Niveau vom Home-Office aus arbeiten werden wie es aktuell der Fall ist. In Bremen, aber auch im bundesweiten Vergleich, ist  bereits seit Januar der Trend zu beobachten, dass Arbeitnehmer wieder vermehrt den Arbeitsplatz aufsuchen. Dies ist sicherlich mit der Pandemiemüdigkeit und dem Wunsch nach sozialen Kontakten zu begründen. Trotzdem sehen die drei Redner in der mobilen Arbeit langfristig durchaus eine Chance für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Frage ist, wie man die positiven Erfahrungen aus der Krise nutzen kann.

 

Alle Referenten sind überzeugt, dass das mobile Arbeiten Teil einer neuen Normalität werden wird. Es herrscht auch Einigkeit darüber, dass der Arbeitsplatz nicht vollständig ersetzt werden kann. Aus Sicht der Arbeitgeber ist es wichtig, die Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Dafür ist ein regelmäßiger persönlicher Kontakt wichtig. Aber auch Arbeitnehmer wünschen sich etwa den Kollegenkontakt oder die klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Weitere Hürden, die es zu überwinden gilt, sind Kosten bei der Bereitstellung angemessener Arbeitsplätze in der Wohnung, die Arbeitszeiterfassung und insbesondere arbeitsschutzrechtliche Fragen.

 

Carsten Meyer-Heder plädierte mehrfach dafür, dass es eine Unternehmenskultur des Vertrauens geben müsse. Salopp gesagt, kann und sollte der Arbeitgeber nicht überwachen, ob der Angestellte zu Hause arbeitet oder nur auf der Couch rumsitzt. Gleiches gilt für die Arbeitszeiterfassung. Elke Heyduck sieht ebenfalls ein Vertrauensproblem in vielen deutschen Unternehmen, das sich durch die Krise etwas gebessert hat. Carsten Meyer-Heder und Cornelius Neumann-Redlin sind der Ansicht, dass es eine gesetzliche Regelung hinsichtlich des Home-Office aber nicht geben müsse, da der Markt dies regeln werde.

 

Generell bedeutet die mobile Arbeit auch für den Arbeitsmarkt eine große Chance, denn die neu gewonnene Mobilität der Arbeitnehmer kann auch zu einer neuen Mobilität auf dem Arbeitsmarkt führen. Somit können Fachkräfte aus anderen Regionen und Ländern angeworben werden, die sonst lediglich durch einen Umzug in einem Unternehmen arbeiten könnten.

 

Carsten Meyer-Heder, der in seinem Unternehmen selbst eine umfangreiche Home-Office-Initiative plant, merkte an, dass es an vielen Stellen – sei es in Unternehmen oder in der öffentlichen Verwaltung – oft eine mangelhafte digitale Infrastruktur gibt, die dazu führt, dass mobiles Arbeiten nicht oder nicht effizient umgesetzt werden kann, obwohl die Art des Arbeitsplatzes dies eigentlich zuließe.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mobiles Arbeiten von den Unternehmern als große Chance gesehen wird. Die Teilnehmer sind sich aber einig, dass dafür ein hohes Maß an Vertrauen erforderlich ist. Die Ausstattung des Arbeitsplatzes zu Hause kann ein Unternehmen zwar nicht vollständig übernehmen, aber es kann die Arbeitnehmer durchaus unterstützen. Die Hürden, die es zu meistern gilt, scheinen insbesondere arbeitsschutzrechtlicher Natur zu sein. Außerdem muss bei der Verwaltung und allen Unternehmen eine entsprechende digitale Infrastruktur geschaffen werden.