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Bericht
26.04.2022
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Aus den Ländern (Bremen) - Wie lässt sich künftig nachhaltig und ressourcenwirksam wirschaften?

Prof. Dr. Georg Müller-Christ, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bremen, über Anforderungen an die Unternehmensführung
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Der Begriff der Nachhaltigkeit ist mittlerweile aus dem Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken. Von Unternehmen wird erwartet, dass sie nachhaltig wirtschaften und eine ressourcenschonende Wirtschaftsweise verfolgen. Doch welche Anforderungen stellt diese Vorgabe an die Unternehmensführung?

Diese Frage stellte der Junge Wirtschaftsrat Bremen Prof. Dr. Georg Müller-Christ, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bremen mit dem Schwerpunkt Nachhaltiges Management. Die Veranstaltung „Das nachhaltige Unternehmen – Anforderungen an die Führung“ fand in Kooperation mit der Bremer Tree 4 Life eG in Worpswede statt. Miriam Benz als stellvertretende Vorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates betonte in ihren einleitenden Worten die Aktualität des Themas und die Bedeutung gerade für die junge Generation.

Anschließend gaben Vorstand Arvid Schwiebert und der Aufsichtsratsvorsitzende Marc S. Keizl der Tree 4 Life eG den Gästen einen Einblick in die Philosophie und das Geschäftsmodell ihres Unternehmens. Leitsatz der Tree 4 Life eG sei der Handel mit Waren, deren Nutzung zu einer Verbesserung von Wasser, Luft und Boden in Europa führten. Um dies zu erreichen, betreibt die Tree 4 Life eG Paulownia-Plantagen in Kroatien und ermöglicht es Genossenschaftsmitgliedern, Bäume als Renditeobjekt zu erwerben. Paulownia-Bäume gehören zu den am schnellsten wachsenden Bäumen auf der Welt und besitzen eine enorme CO₂-Bindung pro Flächeneinheit. Das Pflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen bzw. Brachflächen anstatt auf bestehenden Waldflächen innerhalb von Europa trägt dabei zum Schutz der Regenwälder bei.

Nach diesem anschaulichen Beispiel relativierte Prof. Dr. Müller-Christ zunächst, dass Nachhaltigkeit nicht bedeute, ein nachhaltiges oder biologisch einwandfreies Produkt herzustellen. Er verwies vielmehr darauf, dass Effizienz bzw. Gewinnsteigerung und Nachhaltigkeit häufig im Konflikt zueinander stünden und Unternehmen insbesondere beim Thema Nachhaltigkeit Handlungsbedarf hätten. Dies könne sich nur ändern, wenn man Zeit, Geld und Aufmerksamkeit investiere. Anhand des Earth Overshoot Day, der im Jahr 2021 bereits auf den 29. Juli fiel, veranschaulichte er die Notwendigkeit eines nachhaltigen Wirtschaftens. Der Earth Overshoot Day ist der Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann.

Grundsätzlich klassifizierte Müller-Christ drei Ambitionsniveaus, die zu einem  nachhaltigen Management beitragen: Ökoeffizienz, Substanzerhaltung und Verantwortung. Die Ökoeffizienz, also Einsparungen von Material und Energie, um weniger Ressourcen zu verbrauchen, sei bei vielen Unternehmen bereits Teil der Wirtschaftspolitik. Das eigentliche Nachhaltigkeitsthema sei die Sicherung der Ressourcenversorgung durch Substanzerhaltung. Investitionen in den Ressourcennachschub ermöglichen es zukünftigen Generationen, dieselben Ressourcen im gleichen Umfang nutzen zu können: „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass zukünftig alles so zur Verfügung steht, wie es bisher zur Verfügung stand“, so Müller-Christ. Darin inbegriffen seien nicht nur materielle Ressourcen, sondern auch immaterielle wie Bildung.

Im Bereich Verantwortung besitzen die Unternehmen laut Müller-Christ den größten Nachholbedarf. So sei es entscheidend, die Nebenwirkungen des eigenen Handelns zu erkennen und somit ungewollte Nebenwirkungen reduzieren und vermeiden zu können.