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Bericht
04.10.2022
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Wissen schafft Wirtschaft

Zukunftsweisende Technik – niemand sieht sie, alle brauchen sie
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Bremen ist ein bedeutender Wissenschaftsstandort. Mit seiner Universität, seinen Hochschulen und seinen Instituten leistet es einen bedeutenden Betrag für die Forschung im Land. Oftmals handelt es sich dabei um Grundlagenforschung, die im Anschluss in der Industrie zur Anwendung kommt.

Die Industrie braucht also die Wissenschaft. Ein Befund, nach dem das Bremer Institut für Angewandte Strahltechnik (BIAS) unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Bergmann handelt. Das BIAS ist ein unabhängiger Forschungs- und Entwicklungspartner für Laseranwendungen, die wiederum häufig die Voraussetzung für industrielle Produktionsverfahren sind.

Es handele sich dabei um „Enabling Technology“, wie Prof. Dr. Bergmann den Mitgliedern des Wirtschaftsrates erläuterte. Dies können sehr genaue und gleichzeitig robuste optische Messtechniken oder auch kleinste Sensoren sein. Technik, die der Normalbürger nicht sieht, „ohne die es aber viele Produkte nicht gäbe, die wir mit großer Selbstverständlichkeit benutzen“, wie Prof. Dr. Bergmann feststellte. Dies reiche von der Chipherstellung über Komponenten von Smartphones bis hin zu den Schweißnähten von Automobilkarosserien.

Neben der Weiterentwicklung bestehender und etablierter Verfahren befasst sich das BIAS aber auch mit der Forschung, wie sich die Teilnehmer bei einem Rundgang durch die Labore überzeugen konnten, bei dem sie Einblicke in komplexe physikalische Messmethoden wie beispielsweise der Interferometrie oder in das Laserschweißen erhielten. Die Forschung orientiert sich dabei stark am Bedarf der Industrie. Bei der Forschung und der Entwicklung von Prototypen steht stets die Anwendbarkeit für die Industrie im Vordergrund, beispielsweise wenn dort eine Kamera entwickelt wird, die die Qualität eines 3D-Drucks noch während des Druckvorgangs überprüft.2022-10-04 BIAS-Besichtigung 	©Wirtschaftsrat Bremen

Bei der abschließenden Diskussion gab Prof. Dr. Bergmann noch ein viel beachtetes Statement zur deutschen Bildungslandschaft. Dabei drückte er seine Besorgnis aus, dass in Deutschland deutlich zu wenige junge Leute im MINT-Bereich studieren, obwohl dieser die treibende Kraft beim Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft sei. Es brauche in diesem Bereich mehr Nachwuchs, aber dieser Nachwuchs benötige auch mehr Resilienz. „Manche Doktoranden haben nicht mehr die Ausdauer, sich durch schwierige Herausforderungen durchzubeißen“, so Prof. Dr. Bergmann. Er beklagte zudem das allgemein abnehmende Bildungsniveau und kritisierte, dass im Zweifel die Ansprüche gesenkt würden, um möglichst vielen Schülern einen Abschluss zu ermöglichen. Doch: „Wenn alle das Abitur haben, ist es nichts mehr wert! Und in der Physik lässt sich das Niveau nun mal nicht senken.“

Widerstehen müsse man laut Bergmann auch der Tendenz der Moralisierung fast aller gesellschaftlichen Lebensbereiche und einer Debattenkultur mit vielen Tabubereichen. Als Wissenschaftler halte er sich daran, dass statt Behauptungen „das Argument zählt, egal, von wem es kommt.“