Viel Volumen, wenig Zukunft - EU-Maßnahmen zur Unterstützung der europäischen Wirtschaft
„Das Volumen des Aufbaufonds ist schlicht und einfach zu hoch und die Zukunftsaspekte zu niedrig“, betonte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes Nicola Beer MdEP zu Beginn des Gespräches mit den Mitgliedern des Wirtschaftsrates Brüssel. Ihrer Meinung nach sollte jede Generation etwas von einem solchen Finanzpaket haben, es könne nicht sein, dass man der nächsten Generation nur die Schulden hinterlassen wolle.
Gemäß der EU Kommission solle das Paket eigentlich die am stärksten von der Pandemie getroffenen Regionen mit Investitionen in ihre Zukunftsfähigkeit unterstützen. So zielgerichtet aber sei der Kommissionsvorschlag gar nicht. Die von der Krise betroffenen Regionen profitieren zwar, andere aber noch viel mehr. So sehe es momentan danach aus, dass vor allem die wirtschaftlich schwachen Länder Osteuropas profitieren.
Daher fragte Nicola Beer, wo denn eigentlich die Bedarfsanalyse sei um eine sachgemäße Mittelverteilung zu ermöglichen. Sie kritisierte, dass die Verteilungsschlüssel für die diversen Programme des Wiederaufbaupakets von der EU Kommission auf Grundlage der Bevölkerungsgröße, der Wirtschaftskraft und der durchschnittlichen Arbeitslosigkeit der Jahre 2015 bis 2019 erarbeitet wurde. Einen Krisen-Faktor gebe es hingegen gar nicht.
Außerdem enthalte der Aufbaufonds gleich mehrere Elemente, die mit der Corona-Krise nichts zu tun hätten: die Aufstockung der EU-Strukturfonds, der Agrarmittel und des Klimaanpassungsfonds um jeweils zweistellige Milliardensummen. Die Vizepräsidentin stelle sich aber insbesondere die Frage, wie denn die EU Kommission gewährleisten wolle, dass diese riesigen Summen tatsächlich für Reformen, eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie für Investitionen in Innovation und Digitalisierung eingesetzt würden?
Für Nicola Beer sind klare Konditionalitäten und deren Erfüllung für die Mittelvergabe daher unerlässlich, hierfür werde sie sich mit aller Kraft im Europäischen Parlament einsetzen.
Hinsichtlich der am 1. Juli 2020 beginnenden Deutschen EU-Ratspräsidentschaft wünschte sie sich von der Bundesregierung ein ambitionierteres Programm als bisher. Insbesondere müsse alles versucht werden um einen harten Brexit zu verhindern und dafür zu sorgen, dass die EU geopolitisch nicht zwischen Ost und West zerrieben werde, sondern einen eigenständigen souveränen geopolitischen Anspruch behaupten könne.