Aus den Ländern (Brüssel): Kryptowährungen und ihr Potential für die Europäische Union
Die Corona-Pandemie hat das Bezahlverhalten der deutschen und europäischen Bürger stark verändert. Gleichzeitig führt die Geldpolitik der EZB und technologischer Fortschritt zu einer neuen Dynamik in der Finanzwelt. Neue Alternativen zu klassischen Währungen bringen ein enormes Potential, aber auch viele Herausforderungen mit sich.
Die Veranstaltung wurde vom Vorsitzenden des Landesverbandes, Burkhard Ober, mit einer Definition von Geld und dem Bezug zu Kryptowährungen eröffnet. Anschließend begrüßte der ehemalige Europaabgeordnete und das aktuelles Vorstandsmitglied der Bundesbank, Burkhard Balz, die Mitglieder des Brüsseler Wirtschaftsrates.
Die Corona-Pandemie hat das Bezahlverhalten der deutschen und europäischen Bürger stark verändert. Studien der Bundesbank, über das Zahlungsverhalten belegen dies eindeutig. So lag das Bezahlen mit Bargeld im Zeitraum von August bis Oktober 2020 zwar immer noch bei einem Anteil von 60%, im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2017, ist dies jedoch ein Rückgang von 17%. Die Pandemie hat das Bezahlen deutlich digitalisiert. Dies führt gleichzeitig dazu, dass neue Märkte für den Zahlungsverkehr entstehen, insbesondere aus der Tech-Branche. Zeitgleich wandeln sich die Nutzererwartungen: Zahlungen müssen bequem und sicher sein, der Datenschutz hoch und der Preis der Dienstleistung möglichst gering sein. Hier entsteht nun die Notwendigkeit und der Nutzen eines digitalen Euro. Ein s.g. programmierbarer Euro, der über Blockchain-Systeme im Internet-of-Things genutzt werden ist ebenfalls notwendig. Die nationalen Zentralbanken, sowie die Europäische Zentralbank beschäftigen sich bereits seit Januar 2020 sehr intensiv mit diesen Fragestellungen. Eine Entscheidung über den formalen Start eines digitalen Euros wird bis zum Sommer 2021 erarbeitet. Die hohe Beteiligung von über 8.000 Rückmeldungen zu den öffentlichen Konsultationen, unterstreicht nochmals die Bedeutung des digitalen Euro.
Dr. Stefan Berger MdEP erklärte anschließend die Schritte die bis zur Einführung eines digitalen Euros unternommen werden müssen und warum diese Entscheidung der EZB möglichst schnell getroffen werden muss. Der explosive Wertanstieg des Bitcoins, sowie die neue Dynamik als Zahlungsmittel haben dazu geführt, dass viele Personen den Bitcoin bzw. Kryptowährungen als Gegenentwurf zum Finanzsystem sehen. Die EZB hat mit ihrer niedrigen Zinspolitik ebenfalls zu einem Vertrauensverlust beigetragen, wodurch die Nachfrage nach Alternativen angestiegen ist. Im Moment rückt die sogenannte „Tokenisierung“ stärker in den Fokus. Immer mehr Assets, Dienstleistungen, Produkte etc. werden tokenisiert. Dieser Trend konfrontiert die Finanzwelt mit einer Entwicklung, die im Grunde ähnlich revolutionär ist, wie die Einführung der Aktiengesellschaft im 17. Jahrhundert. Mit ihrem Vorschlag zu „Markets in Crypto Assets“ schlägt die Europäische Kommission vor, drei Arten von Tokens rauszugeben: e-Money Tokens die sich auf Geld beziehen, Asset-Reference Tokens die sich auf Vermögenswerte beziehen und Utility-Tokens bei denen eine Anwendung wie z.B. zeitlich begrenzter Zugang zu einer Cloud als Referenz dient. Dies muss u.a. unter folgenden Bezugspunkten reguliert werden: Welche Kapitalanforderungen müssen gegeben sein? Wie sieht eine Reserve aus? Wie verhält sich der Token in der Realwirtschaft? Neben dem großen Potential, das mit der neuen Technologie einhergeht, kommen aber auch gewisse Herausforderungen einher. So können Akteure durch falsche bzw. fehlende Regulierungen enorme Marktmacht akkumulieren, die Nachteile für Konsumenten und Mitbewerber erzeugen. Es liegt hier an der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin eine freie und soziale Marktwirtschaft zu gewährleisten.