Aus den Ländern (Brüssel) - Europa macht sich auf zu Klimaneutralität und einer digitalen Führungsrolle
Am 12. Mai veranstaltet der Wirtschaftsrat Brüssel eine Veranstaltung zur kürzlich aktualisierten Europäische Industriestrategie. Kerstin Jorna, Direktorin der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMUs der Europäischen Kommission, stellte die Industriestrategie vor und diskutierte anschließend mit den Mitgliedern.
Im März 2020 stellte die Europäische Kommission die Industriestrategie vor. Kurz darauf erklärte die Weltgesundheitsorganisation Covid-19 zur globalen Pandemie. Das Virus und die dadurch neu geschaffenen Wirtschaftsverhältnisse, machten eine aktualisierte Industriestrategie notwendig. Die neue Industriestrategie der Europäischen Kommission erschien am 5. Mai 2021.
Die Covid-19 Pandemie und ihre Folgen haben die globalen Abhängigkeiten der Europäischen Union und die Schwächen des gemeinsamen Binnenmarktes deutlich gemacht. Zwar wirkten sich die Konsequenzen unterschiedlich stark auf die jeweiligen Sektoren aus, doch die Schließung von Grenzen innerhalb des Binnenmarktes, die Unterbrechungen von Lieferketten und ein Rückgang der Nachfrage hatten einen negativen Effekt auf alle Unternehmen. Aus diesen Gründen fokussiert sich die aktualisierte Industriestrategie besonders auf folgende Punkte: Resilienz des Binnenmarktes, die Unterstützung der strategischen Autonomie Europas, sowie die Förderung des Business Case der „Twin Transition“ (grüne und digitale Transformation).
Zur Stärkung der Resilienz des Binnenmarktes schlägt die Europäische Kommission das „Single Market Emergency Instrument“ vor, das im Notfall strukturelle Lösungsansätze bereitstellt, damit Güter, Personen und Dienstleistungen auch in Ausnahmesituationen weiterhin die Grenzen der Mitgliedsstaaten überqueren können. Des Weiteren soll durch Harmonisierung von Standards einiger Schlüsselindustrien die Integration des Binnenmarktes weiter vertieft werden. Durch jährliche Analysen soll der Binnenmarkt, sowie 14 „Industrial Ecosystems“ genauestens beobachtet werden.
Um die strategische Autonomie der Europäischen Kommission weiter voranzutreiben, sieht die Industriestrategie diversifizierte internationale Partnerschaften, europäische Industrieallianzen, sowie das Monitoring strategischer Abhängigkeiten vor. Hier hat die Europäische Kommission insgesamt 137 sensitive Produkte im letzten Jahr identifiziert, bei denen eine starke Abhängigkeit durch Drittländern vorliegt. Von diesen 137 sensitiven Produkten stammen mehr als 50% aus China, Vietnam und Brasilien.
Mit der Europäischen Industriestrategie soll zudem noch die „Twin Transition“ vorangetrieben werden. Hier bei will die Europäische Union gemeinsam mit der Industrie und weiteren Stakeholdern „Transition pathways“ schaffen, mit denen der Weg zu einer digitalen und grünen Wirtschaft aufgearbeitet werden soll. Außerdem wird die Kommission die Mitgliedsstaaten beim Wiederaufbau und Förderung von grünen und digitalen „Multi-country projects“ unterstützen. Eine besondere Aufmerksamkeit erhält der europäische Stahlsektor. Durch eine tiefgründige Analyse sollen die Herausforderungen aufgezeigt und die Wettbewerbsfähigkeit einer nachhaltigen europäischen Stahlproduktion sichergestellt werden.