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Bericht
15.05.2018
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Dieselgate: Hardware-Nachrüstungen unvermeidlich?

Die Automobilindustrie gilt als Aushängeschild der deutschen Wirtschaft. Mit dem Dieselskandal hat der Mythos „Made in Germany“ allerdings Risse bekommen. Diesel werden zu Ladenhütern, Kunden fürchten um den Restwert ihrer Fahrzeuge und die ersten Fahrverbote führen zu Kontroversen in Hamburg. Vor diesem Hintergrund lud der Wirtschaftsrat in den Räumlichkeiten von MÖHRLE HAPP LUTHER zu einer Podiumsdiskussion ein.
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Unter der Leitung von Florian Eilken, Mitglied im Landesvorstand des Wirtschaftsrates Hamburg, diskutierten Jens Ahnefeld, Geschäftsführer der Autohaus Gebr. Ahnefeld GmbH & Co. KG Schwerin, Ewald Aukes MdHB (FDP) als Mitglied des Verkehrsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft sowie Carsten Willms, Leiter der Abteilung Technik und Verkehr sowie Verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hansa e.V., über Fahrverbote und Alternativen zum Diesel.

 

Carsten Willms vom ADAC sprach sich klar gegen Fahrverbote und für die Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen aus. „Wir haben Fahrzeuge aus dem Markt genommen und mit einer Sonderregelung Filtersysteme eingebaut. Wir konnten diese Prototypen innerhalb von drei Monaten ratifizieren und eine durchschnittliche Filterrate von 50 Prozent, in der Spitze von 70 Prozent erreichen“, erläuterte der er. Man habe der Industrie so bewiesen, dass die Nachrüstung funktioniere. Ohnehin sei das Problem der „schmutzigen“ Diesel mit den neuen Euro 6d-Temp-Modellen gelöst.

In allen Betriebsformen würden die Grenzwerte locker unterschritten. „Wenn Sie am Hafen entlangfahren, dann ist die gefilterte, wieder ausgestoßene Luft sauberer als die, die der Wagen vorne eingesogen hat“, erklärte Willms.  Elektroautos seien aus ökologischer Sicht auch keine wirkliche Alternative. Der ADAC-Experte dazu: „Sie können 150.000 Kilometer mit einem Diesel fahren, bevor Sie überhaupt in die Nähe der Produktionsenergie für die Batterie usw. kommen. Und vom Recycling wollen wir gar nicht reden.“ 

Der Bürgerschaftsabgeordnete Ewald Aukes vertrat ebenfalls die Ansicht, dass an der technischen Nachrüstung kein Weg vorbeiführe. „Die deutsche Autoindustrie kann das nicht nur mit Updates machen. Sie muss ihre Versprechungen gegenüber den Kunden tatsächlich einlösen“, so der Politiker. Seine Partei sei gegen die Einführung von Fahrverboten. Äußerst kritisch sieht Aukes daher die Durchfahrverbote für Dieselfahrzeuge, die nach Pfingsten in zwei Hamburger Straßen gelten werden. In Richtung des Umweltsenators Jens Kerstan sagte er: „Was dieser in der Max-Brauer-Allee und in der Stresemannstraße gemacht hat, ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten!“ Es würden 585 Meter Straße gesperrt und dafür ein Umweg von 1,8 Kilometern Länge geschaffen. Im Ergebnis würden die „dreckigen Autos“ nun nur noch mehr Wegstrecke zurücklegen.

 

 

Als Geschäftsführer eines inhabergeführten Autohauses legte Jens Ahnefeld sein Augenmerk auf die Situation der Händler und die aus seiner Sicht zu unsachlich geführte Debatte in Öffentlichkeit und Medien. Dort werde „immerzu und ständig“ alles durcheinandergeworfen. Die notwendige Unterscheidung zwischen Stickoxiden, Feinstaub und Kohlendioxid falle komplett unter den Tisch. Und so werde übersehen, dass die Kohlendioxid-Emissionen sich nur mit der Dieseltechnologie wirkungsvoll reduzieren ließen. Diese Tatsache werde in der öffentlichen Diskussion ebenso wenig berücksichtigt wie die schon erwähnte schlechte Energiebilanz von Elektroautos. Die massiven Wertverluste von Dieselfahrzeugen, mit denen die Händler genauso zu kämpfen hätten wie die Kunden, hätten ihre Ursache u.a. auch in dieser fehlgeleiteten Debatte.