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Bericht
09.05.2017
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Cloud-Lösungen werden immer beliebter

Junger Wirtschaftsrat

Auftaktveranstaltung zum 6. Norddeutschen Wirtschaftstag
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Bei spektakulärer Aussicht über den Hamburger Hafen freute sich der Landesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates Hamburg, Raphael Neuburg, gleich vier Referenten mit unterschiedlichstem Hintergrund begrüßen zu können: Karsten Roigk, Geschäftsführer der Primus Delphi Group GmbH, Alexander Doubek, Head of Technology bei der Riverland Reply GmbH, Bodo von Laffert, Gründer und Inhaber der Sushi Factory und OktoPOS Solutions GmbH sowie Dr. Fabian Heilemann, Partner bei Earlybird Venture Capital. 

 

Die Cloud als Lösung für Mittelstand und Start-ups 

Unter dem Titel „ERP Lösungen in der Cloud - für die New und die Traditional Economy“ näherte sich Karsten Roigk dem Thema des Abends aus der IT-Perspektive. Bekannt seien Cloud-Lösungen vor allem aus den Bereichen Vertrieb, Marketing und Infrastrukturdienstleistungen. Seit einigen Jahren habe sich aber ein weiteres Einsatzgebiet entwickelt: Cloud-Dienste, die im Enterprise-Resource-Planning (ERP), also im Rahmen betriebswirtschaftlicher Softwarelösungen zur Steuerung von Geschäftsprozessen, eingesetzt werden.

 

Gleichzeitig ist laut Roigk seit längerem ein Trend weg von In-house Software hin zu Cloud-Lösungen zu beobachten. Die Vorteile der Cloud liegen für ihn auf der Hand: Anschaffungs-, Wartungs- und Updatekosten seien bei einer In-house Software wesentlich teurer. Eine Cloud könne schneller und mit weniger Aufwand eingeführt werden und sei durch Updates immer auf dem neuesten Stand. Auch die Anpassung an individuelle Erfordernisse und die Verknüpfung mit schon vorhandenen Systemen gestalte sich wesentlich einfacher. Summa summarum: Die Cloud ist inzwischen eine attraktivere Lösung für den Mittelstand und Start-ups.

 

Die Cloud ist „definitiv eine Chance für die Traditional Economy“, sagte auch Alexander Doubek, der sich thematisch nahtlos an seiner Vorredner anschloss. Der Experte von Riverland Reply erläuterte, dass sich die „ganze Welt der Cloud“ in drei Teile gliedern lasse: IAAS (Infrastructure as a Service), PAAS (Platform as a Service) und SAAS (Software as a Service). Was damit gemeint ist, veranschaulichte er am Beispiel Mobilität: Besitze man eigenes Auto, bei dem man sich um alles selbst kümmern müsse, entspreche das IAAS. Ein Mietwagen, bei dem ein gewisser Service inklusive ist, sei vergleichbar mit PAAS. Nutze man nur den Service gegen Bezahlung, wie bei einer Taxifahrt, spreche man von SAAS. Auch Doubek betonte, dass Cloud-Angebote mittlerweile die einfachere und kostengünstigere Lösung für Unternehmen seien.

Deutsche Scheu vor Investitionen 

Bodo von Laffert sprach über „Unternehmererfahrungen aus der Old und New Economy“ und gab einen Einblick in seine verschiedenen Unternehmensgründungen. „Was ist eigentlich schwieriger? Gastronomie, sprich Old Economy, oder Software, New Economy? Da ist meine Meinung ganz klar: die Gastronomie!“, sagte der umtriebige Unternehmer und kritisierte aus seiner eigenen Erfahrung heraus die regulatorische Benachteiligung kleiner Unternehmen in Deutschland. Staatliche Hilfen und Subventionen würden in erster Linie mittelständische und große Unternehmen erreichen.

 

„Es gibt Steuerschlupflöcher in Deutschland für Firmen wie Apple, Starbucks etc., aber diese Möglichkeiten haben kleine Unternehmen nicht“, so von Laffert. Kleinunternehmen würden nicht von dem niedrigen Euro profitieren, da sie hauptsächlich importieren würden. Eine internationale Konkurrenz aufzubauen sei schwierig, da viele Unternehmen in die USA verkauft würden. Er resümierte, dass deutsche Firmen so nie an die Spitze der „großen Player“ kämen. Eine weitere Herausforderung sei außerdem das Thema Compliance. Der Unternehmer betonte, dass es sowohl zu viele Regularien als auch zu unterschiedliche Regeln für große und kleine Firmen gebe. Das Ergebnis seien zu wenige Gründungen und zu wenig Kapital.

 

„Die deutsche Start-up-Szene aus der Sicht eines Venture Capitalist“ lautete der Vortrag des vierten und letzten Referenten des Abends, Fabian Heilemann. Durch verschiedenste Gründungen kennt er sich bestens  mit der deutschen Start-up-Szene aus. Mit Blick auf die USA und China stellte er fest, dass Europa in puncto Wagniskapital und Größe der Investitionsrunden schlecht dastehe. Dabei sei „Wagniskapital im Prinzip der wesentliche Treiber für digitale Innovation“, so Heilemann und beschrieb den Kapitalzugang in der Wachstumsphase als besonders schwierig.

 

Der Anteil an Acceleratoren, Inkubatoren etc. sei in den letzten zehn Jahren zwar erheblich gestiegen. Dies beziehe sich jedoch lediglich auf Anfangs- und nicht auf Wachstumsinvestitionen. Spätphaseninvestoren gebe es in Europa zu wenige, sodass Investitionsrunden ab 20 Mio. Euro aus den USA oder China finanziert werden würden. Die größten Fonds in Europa betrügen ca. 350 Mio. Euro, während in den USA mit 3,5 Milliarden Euro ganz andere Summen im Spiel seien. „Deswegen können wir hier nicht in diesen Größenordnungen arbeiten, wie wir arbeiten müssten, wenn wir als Ökosystem die volle Wertschöpfung über alle Phasen mitnehmen wollten“, so Heilemanns Fazit.

 

Nach einer kurzen Diskussionsrunde ging der offizielle Teil der Veranstaltung zu Ende. Den anschließenden Imbiss nutzten die Mitglieder und Gäste zum Networking, aber auch, um den herrlichen Sonnenuntergang über dem Hafen zu genießen. Ein toller Auftakt zum 6. Norddeutschen Wirtschaftstag, den der Soft- und Hardwarehersteller Oracle Deutschland als Sponsor erst möglich machte.

 

(Fotos: Wirtschaftsrat)