"Die Dynamik am Hamburger Arbeitsmarkt ist nicht geringer als in den Jahren zuvor"
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Über den gesamten Zeitraum der Pandemie hinweg seien insgesamt rund 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kurzarbeit gewesen, berichtete Sönke Fock einleitend. Während man im letzten Sommer noch mit Anträgen auf Kurzarbeit überrollt worden sei, könne man nach über einem Jahr Pandemie erkennen, dass bei weitem nicht der erwartete Umfang an Kurzarbeit erreicht worden sei.
Anders sehe es jedoch in den Branchen aus, die auf das Instrument der Kurzarbeit besonders angewiesen sind. Beschäftigungsverluste seien, trotz Kurzarbeit, vorwiegend in der Gastronomie, der Hotellerie und bei den Personaldienstleistungen zu verzeichnen. Während diese Branchen besonders stark mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hätten, gingen vor allem der Gesundheits- und Pflegebereich, der Erziehungsbereich, die öffentliche Verwaltung sowie der Informations- und Kommunikationssektor mit deutlichen Beschäftigungszuwächsen als Gewinner aus der Pandemie hervor. „Dadurch, dass wir über diesen langen Zeitraum und in dieser Größenordnung Kurzarbeit hatten, ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen in Hamburg nur zeitweilig unter die Millionengrenze gerutscht“, erklärte Fock.
Im Juni 2020 habe man mit etwas mehr als 91.000 Arbeitslosen den höchsten absoluten Wert erreicht. Damit sei die Arbeitslosigkeit, gegenüber dem Zeitpunkt vor der Pandemie, insgesamt um knapp ein Drittel gestiegen. Entgegen der Annahme aus dem Sommer, dass insbesondere jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen sein würden, müsse man nun über den Zeitraum hinweg feststellen, dass dies vorwiegend für die Gruppe der Langzeitarbeitslosen gelte, in der es einen Zuwachs von mehr als 57 Prozent gegeben habe. Zu beachten sei außerdem, dass dieser Gruppe nicht nur Arbeitslose aufgrund gesundheitlicher, sprachlicher oder qualifikationstechnischer Barrieren angehörten, sondern akademisch qualifizierte, ältere Arbeitslose einen ebenso großen Teil der Gruppe ausmachten.
Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt konstatierte er, dass es erfreulich sei, dass weiterhin mehr betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet würden, als es Nachfrage gebe. Jedoch sinke die Zahl der offenen Ausbildungsstellen stärker als die der Bewerberinnen und Bewerber. Insbesondere in den Branchen, in denen nicht im selben Maße wie vor der Pandemie eine Perspektive auf das Wiederanlaufen der Geschäfte zu erwarten sei, nehme dies Einfluss auf die Jugendlichen. Das Resultat: Umorientierung und Beratungsbedarf seitens der Betriebe, der Jugendlichen und der Arbeitsagentur. Die Begrenzung auf digitale Möglichkeiten in Kombination mit der erschwerten Erreichbarkeit der Jugendlichen aufgrund des eingeschränkten Schulbetriebs, stellten für die Arbeitsagentur besondere Herausforderungen dar.
Auf Grundlage der Entwicklungen des letzten Sommers prognostizierte Sönke Fock für die Zukunft bei weiteren Öffnungen eine rückläufige Entwicklung von Kurzarbeit und Arbeitslosenzahlen. Die Reintegration der Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt werde allerdings, ähnlich wie nach dem Wirtschaftsaufschwung 2011/2012, deutlich länger dauern und die Arbeitsagentur noch bis weit in das Jahr 2022 hinein beschäftigen.
Im Anschluss an die Einblicke von Sönke Fock folgte eine interessante Diskussion über die Auswirkungen der Pandemie auf den Hamburger Arbeitsmarkt.