Erfolgreiche Industriepolitik - Energie für den Wirtschaftsstandort Hamburg
Zu den Aushängeschildern des Industriestandorts Hamburg gehört die Aurubis AG als Europas führender, integrierter Kupferkonzern. So bot die Alte Schlosserei auf dem Werksgelände Anfang November einen mehr als authentischen Rahmen für eine Podiumsdiskussion über erfolgreiche Industriepolitik im Zeitalter der Digitalisierung. Dem Jungen Wirtschaftsrat war es gelungen, drei hochkarätige Diskutanten dafür zu gewinnen: Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Schachler, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG, und Peter F. Schmid, CEO der Wer liefert was? GmbH. Die Moderation teilten sich Marie-Christine von Hahn, Head of External Affairs der Aurubis AG, und Michael Semder, Landesvorsitzender des Jungen Wirtschaftsrates Hamburg.
In Innovation und Wachstum sieht Jürgen Schachler die Stärken der deutschen Industrie. „Wir sind ein rohstoffarmes Land und werden viel schneller und in Zukunft strategischer denken müssen als bisher“, mahnte er. Erfolgreiche Industrieunternehmen seien dringend auf eine planbare, langfristig sichergestellte Versorgung mit Energie und Rohstoffen angewiesen – nicht zuletzt in Hamburg.
Klare Worte richtete der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf den internationalen Wettbewerbsdruck an die Politik: „Es ist gesellschaftlich und politisch notwendig, der Industrie weiter den Rücken zu stärken.“ Konkret gehe es um „Regulatorik und Planungssicherheit“, um mit dem Weltmarktpreis konkurrieren zu können. Denn dieser stehe fest, unabhängig vom nationalen Arbeitsrecht oder von der Energieversorgung. Die Politik müsse die richtigen Weichen stellen, um den Industriestandort Deutschland für den weltweiten Wettbewerb besser zu rüsten. Denn eines sei auch klar: Ohne die Industrieunternehmen wäre auch der tertiäre Sektor hierzulande wesentlich schwächer, so Schachler.
Peter F. Schmid lenkte seinerseits den Fokus auf den Arbeitsmarkt. Hier sieht er eine große Herausforderung auf die Industrie und den Standort Hamburg allgemein zukommen. Er forderte: „Wir müssen über die Arbeitsplätze der Zukunft nachdenken!“. Aus der eigenen Erfahrung heraus wisse er nur zu gut, wie schwierig es sein könne, beispielsweise Entwickler mit der „klassischen Arbeitswelt“ zu koppeln.
Ein konkretes Manko für Hamburg erkannte Schmid außerdem in der Personalrekrutierung. Die Hansestadt habe keine klassische Gründeruniversität und sowohl Anzahl als auch Ausstattung von IT-Professuren und Absolventen reichten nicht aus. Dies müsse von der Stadt gezielter gefördert und finanziert werden. „Der Wille ist zwar da, aber es hapert an der Umsetzung“, sagte der Unternehmer.
Darüber hinaus warnte er davor, sich auf alten Erfolgen auszuruhen. „Nur, weil man in der Vergangenheit stark war, heißt das nicht, dass man auch in Zukunft erfolgreich sein wird.“ Hamburg spiele momentan nicht nur im Fußball in der 2. Liga, sondern auch bei der Digitalisierung. Schmids Lösungsansatz: Durch starke Universitäten Technologien voranbringen, Impulse geben, Finanzierung, Förderung und Entwicklung am Standort Hamburg steigern und faire sowie gleiche Rahmenbedingungen schaffen.
Ralph Brinkhaus bezeichnete die klassische Industrie als „große Stärke Deutschlands.“ Aus seiner Sicht müssten drei Kriterien erfüllt werden, um erfolgreicher Industriestandort zu bleiben. Erstens müsse offen und ehrlich mit den vermeintlichen Nachteilen der Industrie umgegangen werden. Sie sei ökologisch umstritten, benötige viel Platz und generiere Lärm sowie Emissionen. Dies verschweigen zu wollen, sei falsch.
Zweitens müssten sich die Rahmenbedingungen ändern. Steuersenkungen, niedrigere Energiepreise und weniger Bürokratie seien die gängigsten Forderungen. Nicht weniger wichtiger seien, so Brinkhaus, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Weil die Industrieunternehmen mit dem deutschen Arbeitsrecht und dem hohen Lohnniveau mit „anderen Konditionen“ als die internationale Konkurrenz unterwegs seien, komme es umso mehr auf Innovation und eine gute Infrastruktur an.
Drittens forderte Ralph Brinkhaus: „Wir müssen Innovationen aus der Forschung endlich auf die Straße bekommen und praktisch umsetzen sowie den Gründergeist in diesem Land wieder wecken.“
Der beste Standort bedürfe der besten Köpfe, einer klaren Agenda mit relevanten, zukünftigen Zielen und stringenter Politik. China sei das Paradebeispiel klarer Ziele und konsequenter Umsetzung. „Wir müssen Außenpolitik nicht nur danach betrachten, was alles wichtig ist, sondern danach, was knallharte Interessenspolitik ist“, betonte der Politiker in seinem Fazit. Die Interessen deutscher Unternehmen müssten international gewahrt werden.
Fotos. Wirtschaftsrat/Christian Ströder