Cookie-Einstellungen

Bericht
07.09.2020
Drucken

Fehmarnbelt-Tunnel: Großprojekt in den Startlöchern

Online-Talk

Femern A/S Direktor Lars Friis Cornett informiert über den Projektstatus
©None

Im Online-Talk berichtete Lars Friis Cornett, Mitglied des Vorstands und Direktor der Femern A/S in Deutschland, dem Wirtschaftsrat Hamburg über die Ziele des Projekts, die infrastrukturellen Veränderungen und den derzeitigen Projektstatus. Eingeladen hatte die Landesarbeitsgruppe „Hamburg – Internationale Beziehungen“, deren Vorsitzender Michael Pietz durch die Veranstaltung führte.

 

Der Fehmarnbelt-Tunnel ist das dritte große Infrastrukturprojekt in Dänemark seit Ende der 1990er Jahre. Nach Eröffnung der Storebæltsforbindelsen (Große-Belt-Verbindung) 1997 und der Øresundsbron (Öresundbrücke) 2000 sieht Lars Friis Cornett in der neuen, mehr als 18 Kilometer langen Tunnelverbindung zwischen Puttgarden und Rødbyhavn einen „logischen Lückenschluss“. Dabei reihe sich der Fehmarnbelt-Tunnel in ein europäisches Kernverkehrsnetz ein, konkret in den Skandinavien-Mittelmeer-Korridor, der sich von Helsinki bis nach Palermo erstrecke. Ziel des europäischen Kernverkehrsnetzes sei es, den Anteil des Gütertransports über die Schiene weiter auszubauen. Insofern erfahre das Projekt große Unterstützung durch die EU und zähle zu den Top 5 Verkehrsvorhaben in Europa.

 

Für Cornett wird der Fehmarnbelt-Tunnel ein „game changer“ sein, der den grenzüberschreitenden Regionalverkehr fördert. Die Infrastruktur für den Eisenbahn- und Straßenverkehr werde schneller, flexibler und umweltfreundlicher. Durch die vollständige Elektrifizierung entstehe für Züge ein „hochmoderner grüner Korridor“, der zu erheblichen Zeiteinsparungen führe. Auf dem Weg vom Öresund nach Hamburg würden Güterzüge künftig eine Strecke von 160 Kilometern einsparen. Die Fahrzeit von Kopenhagen nach Hamburg über Lübeck verkürze sich von heute fünf auf deutlich unter drei Stunden.

 

Eine effiziente Verkehrsinfrastruktur ist für den Direktor der Femern A/S ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Regionen. Verbesserte Mobilität gehe mit wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten einher. Insofern ebne der Fehmarnbelt-Tunnel den Weg für eine wettbewerbsfähigere und attraktivere deutsch-skandinavische Wirtschaftsregion. Die neue Verbindung erleichtere grenzüberschreitende Kooperationen in vielerlei Hinsicht, vom Güterverkehr, über Arbeitsplätze und Ausbildung bis hin zu Kultur, Wissenschaft und Tourismus.

 

Im letzten Teil seines Impulses ging Lars Friis Cornett auf den Projektfortschritt in Dänemark und Deutschland ein. Während man sich auf dänischer Seite bereits in der Bauphase befindet und die Errichtung des Arbeitshafens in Rødbyhavn große Fortschritte macht, sind am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bis Anfang Oktober noch sieben Klagen zu verhandeln.

Dennoch erhielten Femern A/S und der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Lübeck im April 2019 die Genehmigung für den Sofortvollzug einiger bauvorbereitender Maßnahmen, die vor allem im Zusammenhang mit dem Umweltschutz stehen. „Diese Maßnahmen stellen sicher, dass die großen Bautätigkeiten auf deutscher Seite beginnen können, sobald das Gerichtsverfahren es zulässt“, erklärte Cornett. Er betonte, dass es von Anfang an geplant gewesen sei, mit dem Bau in Deutschland später anzufangen als in Dänemark. Und als Teil der Risikobewertung sei Femern A/S ohnehin auf verschiedene Szenarien vorbereitet. Man sei zuversichtlich, dass sowohl der Budgetrahmen als auch der Zeitplan – 2029 soll der Fehmarnbelt-Tunnel eröffnet werden – eingehalten würden.