Cookie-Einstellungen

Bericht
20.02.2018
Drucken

"Hamburg hat großen Nachholbedarf"

Was ist notwendig, um den Wissenschaftsstandort Hamburg im nationalen Wettbewerb besser zu positionieren? Wie kann der Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft effektiver werden? Zu diesen und weiteren Fragen diskutierte die Landesfachkommission Wachstum & Innovation im Februar mit dem Bürgerschaftsabgeordneten Carsten Ovens.
©None

„Auf den ersten Blick scheint es der Hochschullandschaft in Hamburg nicht schlecht zu gehen“, eröffnete der Kommissionsvorsitzende Dr. Hubert Baltes die Diskussion und nannte einige Fakten: Rund 100.000 Studierende, mehr als 20 staatliche oder staatlich anerkannte Hochschulen, dazu einige hochrenommierte Forschungseinrichtungen wie das DESY oder das ZAL. Aber, so Baltes, in Sachen private Drittmitteleinwerbung und Technologietransfer gebe es noch viel Luft nach oben.

 

„Hamburg hat großen Nachholbedarf“, stellte auch Carsten Ovens fest. Mit einem langfristigen Plan könne die Stadt aber zu den führenden Standorten wie München aufschließen. Der Abgeordnete warnte davor, die Debatte rein auf die Studierendenzahl oder die Höhe der Finanzmittel zu fokussieren. Dies sei nur die eine Seite der Medaille. Mindestens genauso wichtig seien die  Qualität der Forschung und der Wissenstransfer. Seine Empfehlung: Um Anknüpfungspunkte zu schaffen, solle sich die Forschung auf die ortsansässige Industrie konzentrieren. Dies würde die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft fördern. Zu lange habe auf beiden Seiten eine „gewisse Kontaktscheu“ geherrscht.

 

Als positiv wertete Ovens die Ankündigung des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz, dass die TU Hamburg (TUHH) zum Bund der neun führenden Technischen Universitäten in Deutschland (TU9) aufschließen solle. Fraglich sei jedoch, wie genau das gelingen solle. „Noch gibt es keinen aufschlussreichen, langfristigen Plan“, kritisierte Ovens. Wie es idealerweise funktioniert könnte, skizzierte er am Beispiel der TU München. Dieser sei es innerhalb weniger Wochen gelungen, mit der Lidl-Siftung und Google zwei hochkarätige Partnerschaften an Land zu ziehen.

Nicht nur die TUHH hat in dieser Hinsicht das Nachsehen. Neben konkreten Partnerschaften gebe es an allen Hamburger Hochschulen ein großes Defizit beim Einsammeln von Förder- und Drittmitteln, u.a. in Form von Stiftungsprofessuren oder Geldern für Forschungsprojekte. Im Bundesvergleich rangierten die Hamburger Hochschulen bestenfalls im Mittelfeld, teilweise auch auf den hinteren Plätzen. Vor diesem Hintergrund sei „eine Aufhebung des bundesweit geltenden Kooperationsverbotes begrüßenswert“, sagte Ovens. So ließe sich eine bessere Ausfinanzierung der Hochschulen auf Bundesebene gewährleisten.

 

Als „ernüchternd“ bezeichnete der Politiker die Hamburger Aktivitäten in Sachen Start-ups und Ausgründungen. „Alleine die Leuphana Universität Lüneburg hat fünfmal mehr Ausgründungen als alle Hamburger Universitäten zusammen“, stellte Ovens fest. Die im Rahmen der neugegründeten Hamburg Innovation GmbH eingeführte Initiative „Call-for-Transfer“ sei gut gemeint und ein wichtiger Schritt, aber nicht konsequent genug: „Die Bereitstellung finanzieller Mittel in Höhe von drei Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren für sechs Hamburger Hochschulen ist nicht ausreichend.“

 

Die abschließende Diskussion drehte sich um die Frage, wie im ersten Schritt der Austausch und im zweiten Schritt die Zusammenarbeit sowie der Know-how-Transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft nachhaltig gefördert werden kann.