Handelskammer Hamburg: Zurück zu alter Stärke
Online-Talk
Mit ihren 355 Jahren blickt die Handelskammer Hamburg auf eine bewegte Geschichte zurück. Nicht nur das Prädikat der traditionsreichsten, sondern auch der einflussreichsten Handelskammer in Deutschland hat sie sich über diese lange Zeit hinweg verdient. Unter der Führung der sogenannten „Kammerrebellen“ büßte sie jedoch erheblich an Schlagkraft und Reputation ein. Das soll sich wieder ändern. Mit der ambitionierten und langfristig angelegten Standortstrategie „Hamburg 2040 – wie wollen wir künftig leben und wovon“ meldet sich die Handelskammer zurück.
Das Erbe der Kammerrebellen und nicht zuletzt auch die Corona-Pandemie machen es der neuen Kammerführung, insbesondere in finanzieller Hinsicht, alles andere als leicht. Davon nicht beirren lässt sich der neue Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne. Im Online-Talk mit dem Wirtschaftsrat Hamburg sprach er über die Ausgangssituation nach der Plenarwahl und stellte die Standortstrategie „Hamburg 2040“ vor.
Sinn und Wirken der Handelskammer seien in den vergangenen Jahren grundsätzlich in Frage gestellt worden, stellte Malte Heyne unumwunden fest. Gleichzeitig sehe er in der neuen Plenarperiode die Chance auf einen echten Neustart. Die Corona-Krise stelle die Handelskammer vor eine zusätzliche und historische Herausforderung, die aber auch strukturelle Weiterentwicklungen ermögliche. Letztlich geht es für die altehrwürdige Institution also darum, das „reason why“ neu zu erfinden. Oder anders ausgedrückt: Das Selbstverständnis als Impulsgeber und Standortmanager für Hamburg (wieder) zu etablieren.
Eben dieses Selbstverständnis spiegelt sich in der Strategie „Hamburg 2040“ wieder, die ein Zukunftsbild für das Leben und Arbeiten in der Hansestadt in 20 Jahren entwirft und insgesamt drei Phasen umfasst. Ergebnis der ersten Phase ist ein Leitlinienpapier, für das mehr als 70 Stakeholder interviewt, Branchen analysiert und Trend-Cities studiert wurden. Über ein Interview mit dem Landesvorsitzenden Dr. Henneke Lütgerath brachte auch der Wirtschaftsrat Hamburg seine Standpunkte ein.
Diese erste Analyse förderte „erstaunlicherweise ein sehr homogenes Meinungsbild aus den Stakeholder-Interviews“ zu Tage, erklärte Malte Heyne. Nicht weniger bemerkenswert sei die Tatsache, dass zwar 75 Prozent der Befragten in Hamburg einen attraktiven Standort sehen würden, gleichzeitig aber zwei Drittel fürchteten, die Hansestadt sei nicht ausreichend auf die Zukunft vorbereitet. Die Zufriedenheit mit dem Status quo erschwere Aufbruch und Veränderung in der Stadt, so der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer und verwies auf die Gefahr, dass Hamburg und Norddeutschland zusehends vom Süden abgehängt würden. Die Zufriedenheit von heute gefährde also den Wohlstand von morgen. Weitere Erkenntnisse der Bestandsaufnahme:
- Das Denken und Handeln Hamburgs ist zu oft auf Ländergrenzen begrenzt.
- Klassische Wirtschaftsmotoren stehen vor strukturellen Risiken.
- Es fehlen innovative Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft.
- Innovationstransfer und MINT-Fachkräfteausbildung sind nicht ausreichend.
Aus der Untersuchung der Ausgangslage ergab sich schließlich ein Zielbild „Hamburg 2040“, das gleichzeitig als Agenda für die Handelskammer dient. Das Zukunftsbild umfasst u.a. Hamburg als
- als klimaneutrale Metropole des nachhaltigen und gesunden Lebens,
- als Bildungsstandort für digitales und analoges lebenslanges Lernen,
- als Integrationsmotor für den norddeutschen Wirtschaftsraum und als wirtschaftliches Zentrum Nordeuropas.