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Bericht
15.07.2020
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"Industrieller Mittelstand von Corona-Krise am stärksten betroffen"

Online-Talk

Familienunternehmer Reinhold von Eben-Worlée warnt vor „staatsgläubigen Tendenzen“
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Aktuell, so von Eben-Worlée, stiegen die Auftragseingänge der Unternehmen zwar wieder an, die Investitionsbereitschaft bleibe jedoch niedrig. So gaben in einer von den „Familienunternehmern“ durchgeführten Studie 45 Prozent der Mitglieder an, keine Investitionen im 2. Quartal tätigen zu wollen. Der Hauptgrund seien Bürokratie und administrative Überregulierung – erst dahinter folgten mögliche Absatzprobleme.

 

Der Unternehmer kritisierte, dass der Mittelstand und Selbstständige lediglich auf Kredite verwiesen wurden. Erschwerend habe die anfangs nur zögerliche Vergabe der Mittel gewirkt. Überhaupt sei zu bedenken, dass Kredite der Wirtschaft nur kurzzeitig helfen. Die  Insolvenzantragspflicht für Unternehmen sei aufgrund der Corona-Krise unter bestimmten Voraussetzungen ausgesetzt. Laufe diese Sonderregelung am 30. September 2020 aber aus, sei eine Insolvenzwelle, wenn nicht gar ein „Insolvenztsunami“ zu fürchten. Im schlimmsten Fall greife die Insolvenzwelle im 4. Quartal – aufgrund ausgefallener Überbrückungskredite – auf Finanzinstitute über. Nach Ansicht der Familienunternehmer sollte das Kriterium „Überschuldung“ dauerhaft aus dem Insolvenzrecht gestrichen werden und nur die konkrete Zahlungsunfähigkeit maßgeblich sein.

 

Des Weiteren drängt sich für Reinhold von Eben-Worlée wieder einmal die Vermutung auf, dass im Zuge der aktuellen Rettungspolitik nur große, global agierende Champions direkt unterstützt würden. Schon im vergangenen Jahr hätten die „Familienunternehmer“ angesichts der Industriestrategie von Wirtschaftsminister Peter Altmaier moniert, dass die Aufgabe des Staates nicht darin bestehe, nationale Champions aufzubauen. Es falle der Politik insgesamt immer noch schwer, die Bedürfnisse der mittelständischen Wirtschaft zu erkennen. So fehle es in den aktuellen Regierungs- und Parteiprogrammen weiterhin an strukturellen und steuerrechtlichen Reformen, die vor allem die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen förderten.

 

Ebenso wenig Aufmerksamkeit erhalte die Reform der sozialen Sicherungssysteme. Stattdessen würden die Einsparungen der letzten Jahre und damit Erleichterungen für die junge Generation aufs Spiel gesetzt. Aktuell habe jeder Bürger unter 45 Jahren in Deutschland eine Schuldenlast von 30.000 bis 40.000 Euro zu tragen. Nach Meinung von Eben-Worlées müssten die Staatsschulden langfristig wieder auf ein Niveau von maximal 40 Prozent des BIP sinken. Der Staat verlasse sich allgemein zu sehr auf seine Finanzkraft als auf die Eigenverantwortung der Bürger und Unternehmer. Dabei sei der rettende und unternehmerische Staat „eine grobe Selbstüberschätzung. Nur starke und wettbewerbsfähige Unternehmen können Wohlstand generieren. Der Staat verteile Wohlstand lediglich um“, betonte von Eben-Worlée. Die Öffentlichkeit müsse den „staatsgläubigen Tendenzen“ entschieden entgegentreten.

 

Im Superwahljahr 2021 sollte die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen in den Wahlprogrammen aller Parteien ganz oben stehen. Der häufig proklamierte grüne Neustart ginge dabei an den Realitäten vorbei. „Ökologisch erfolgreich wirtschaften werden wir nur dann, wenn wir in der Klimapolitik erstens marktwirtschaftlich, zweitens technologieoffen und drittens auch global agieren.“ Diese Prinzipien sollten die Unternehmen dem europäischen „Green Deal“ ins Stammbuch schreiben, um die Wirtschaft nicht zusätzlich einzuschränken und den ökologischen Wandel zu einem erfolgreichen zu machen.

 

Exklusiv für Mitglieder: Schauen Sie sich hier unter Multimedia den kompletten Impulsvortrag im Video an (in Kürze verfügbar).