Cookie-Einstellungen

Bericht
03.04.2018
Drucken

"Jedes Gigabit mehr spart Zeit und steigert den Umsatz"

Digitale Technologien und Dienstleistungen durchdringen sukzessive jeden Bereich des privaten und beruflichen Lebens. Die digitale Transformation steht dabei für den Umbruch altbekannter- und bewährter Geschäftsmodelle und verlangt von Unternehmen viel Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft. Aber auch Städte wie Hamburg sind gefragt, sich auf die Anforderungen der Digitalwirtschaft einzustellen.
©None

Vor diesem Hintergrund diskutierte die Landesfachkommission Internet & Digitale Wirtschaft Anfang April über den Status der Digitalwirtschaft in Hamburg und hatte hierzu zwei kompetente Gesprächspartner eingeladen: Bernd Thielk, Geschäftsführer des Telekommunikationsdienstleisters willy.tel, und den Vorsitzenden der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse.

 

Schnell war sich die Gesprächsrunde in einem Punkt einig: Die Hamburger schauten zu oft zurück und berauschten sich an der eigenen, vor allem auf dem Hafen gegründeten Erfolgsgeschichte als Hansestadt. Die Frage, wie Hamburg seine Wirtschaftskraft und damit seinen Wohlstand in der digitalen Zukunft sichern wolle, werde hingegen viel zu selten gestellt. Es sei abzusehen, dass der Hafen, aber auch andere klassische Wirtschaftszweige Hamburgs in den nächsten Jahrzehnten an Bedeutung verlieren würden.

Deutlich wurde im Verlauf der Diskussion auch, dass Städte sich nur dann als Standorte für die Digitalwirtschaft empfehlen können, wenn sowohl die sozialen und gesellschaftlichen als auch die technischen Voraussetzungen vor Ort stimmen. Für Hamburg bedeutet das etwa, dass es konsequent auf den Ausbau von Glaserfaserleitungen setzen muss. „Jedes Gigabit mehr, das zur Verfügung steht, spart mir Zeit und steigert den Umsatz“, bestätigte Björn Freter als Gründer und Geschäftsführer der sum.cumo GmbH.

 

„Ohne Glasfaser geht es nicht. Wir müssen auf Fibre To The Building setzen“, ergänzte Bernd Thielk und schilderte aus eigener Erfahrung drei Probleme auf diesem Weg: Viel zu wenige Unternehmen zeigten bislang Interesse an bzw. Verständnis für die Notwendigkeit schneller Glaserfaseranschlüsse. Dementsprechend gering sei auch die Zahlungsbereitschaft. Des Weiteren führten die Subventionen für den Breitband-Ausbau zu einer „totalen Marktverzerrung“ im Tiefbau-Gewerbe. Es sei angesichts der vollen Bücher sehr schwer, überhaupt noch einen Auftrag vergeben zu können. Schließlich fehle es auch an Fachkräften, die in der Lage seien, Glasfaser zu spleißen.

 

Neben der technischen Infrastruktur wies Michael Kruse noch auf ein zweites wichtiges Handlungsfeld für die Hamburger Politik hin: die Chance, Bürokratie mit Hilfe digitaler Lösungen zu reduzieren und den Service für die Bürger (=Kunden) spürbar zu verbessern.  Als Stadtstaat sei Hamburg geradezu prädestiniert dafür, als First Mover vorneweg zu gehen. Die große Herausforderung dabei sei die Abwägung zwischen der Modernisierung der Verwaltung einerseits und der Einhaltung datenschutzrechtlicher Auflagen andererseits.