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Bericht
12.11.2018
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Köhlbrandquerung: Brücke oder Tunnel?

Seit dem Jahr 1974 prägt die Köhlbrandbrücke mit ihren charakteristischen Pylonen die Silhouette Hamburgs. Das Wahrzeichen ist die mit Abstand wichtigste Verkehrsverbindung im Hamburger Hafen. Rund 40.000 Fahrzeuge beanspruchen den Stahlkoloss jeden Tag. Aber genau hier liegt das Problem: Die hohe Beanspruchung, insbesondere durch die vielen LKW, setzt der Konstruktion immer stärker zu.
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So sehr die „Köhle“ den Hamburgern als prägendes Bauwerk auch ans Herz gewachsen ist, sie wird auf absehbare Zeit weichen müssen. Nach jetzigem Stand wäre ein Betrieb über das Jahr 2030 hinaus nicht mehr wirtschaftlich. Der Grundkorpus ist ermüdet, zu aufwändig und kostenintensiv sind Instandhaltung bzw. Sanierung. Hinzukommt, dass die Brücke mit ihren 53 Metern Höhe zu niedrig ist für viele Containerschiffe und ihnen die Zufahrt zum modernsten Containerterminal in Altenwerder versperrt.

 

Dass es eine neue Köhlbrandquerung braucht, ist also Fakt. Heiß diskutiert wird allerdings die Frage, was die alte Konstruktion denn ersetzen soll: Ein Tunnel oder doch wieder eine Brücke? Um sich aus erster Hand über den Sachstand zu dieser Frage zu informieren, hatte die Kommission Matthias Grabe, den Chief Technical Officer der Hamburg Port Authority (HPA), zu sich eingeladen.

 

Grabe berichtete, dass umfangreiche Untersuchungen zu drei Varianten liefen: Einer (Strom-)Brücke, einem Bohr- und einem Absenktunnel. Die Bewertung erfolge anhand von drei Säulen, der Technik, den Kosten und der Zukunftsfähigkeit des neuen Bauwerks. Auch die relevanten Umweltaspekte fließen darin ein. Die Untersuchungen beinhalteten außerdem den Rückbau der alten Köhlbrandbrücke sowie die Umgestaltung der Verkehrsknotenpunkte Waltershof und Neuhof.

 

Die Kostenkalkulation folgt laut Grabe strikt dem „Hamburger Weg“, nach dem Finanzreserven für unvorhergesehene Probleme verpflichtend einzuplanen sind (Senatsdrucksache 20/6208). Die HPA berücksichtige eine Kostenvarianz und eine Preissteigerung von 3% pro Jahr. Es werde außerdem geprüft, ob eine Beteiligung des Bundes in Frage komme. Seriöse Aussagen zu den Kosten der neuen Köhlbrandquerung ließen sich diesem frühen Zeitpunkt aber noch nicht treffen.

 

Wie den Ausführungen von Matthias Grabe weiter zu entnehmen war, spricht wohl Vieles für einen Tunnel. Zwar seien die Baukosten für diese Lösung wesentlich höher, allerdings rechne sich diese Mehrinvestition mit Blick auf die sehr lange Lebensdauer. Während eine Strombrücke eine Lebensdauer von rund 70 Jahre habe, könne ein Bohrtunnel 130 Jahre betrieben werden. Weitere Vorteile: Ein Tunnel erlaube einen wesentlich größeren Innovationsquerschnitt, die Schiffshöhe spiele keine Rolle mehr und es seien weniger Einwände hinsichtlich Umweltschutz zu erwarten. Der Chief Technical Officer der HPA geht davon aus, dass die Planung der neuen Querung fünf Jahre dauern werde, der Bau selbst weitere sieben Jahre.