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Bericht
24.10.2023
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Löst Kernfusion als sichere Energiequelle der Zukunft unsere Probleme?

Abendveranstaltung mit Marvel Fusion COO Heike Freund
©Wirtschaftsrat

Lieferengpässe und hohe Energiekosten stellen die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor auf die Probe. Die Energiewende fordert insbesondere den Standort Hamburg mit seiner starken Grundstoffindustrie heraus. Eine stabile und preisgünstige Energie-versorgung ist eine elementare Bedingung für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und letztlich der ganzen Stadt. Die Kernfusion gilt als Hoffnungsträger für eine sichere und klimaneutrale Energiequelle der Zukunft. „Marvel Fusion“ wurde im Jahr 2019 in München mit dem Ziel gegründet, die Fusionsenergie durch einen innovativen Ansatz zu kommerzialisieren. Die erste eigene Forschungsanlage entsteht in den USA, doch Deutschland könnte Standort des Kraftwerkprototypens werden.

Auf Initiative der Landesfachkommission Energie- und Industriepolitik sprachen die Mitglieder des Hamburger Wirtschaftsrates mit dem Kommissionsvorsitzenden Ulf Gehrckens,  Excecutive Vice President Corporate Energy & Climate Affairs | Aurubis AG und Heike Freund, COO Marvel Fusion im Hörsaal der Kühne Logistics University über die Rolle der Kernfusion als Energiequelle der Zukunft.

„Fossile Brennstoffe dominieren bis heute die Energieversorgung“, erläuterte Ulf Gehrckens in seinem Eingangsstatement. Erneuerbare Energiequellen würden bislang nur 17,2% des Primärenergiebedarfs decken, wobei das Ziel von 60% erneuerbaren Energien bis 2030 äußerst ambitioniert sei. Obwohl Industrie und Gewerbe ihren Energieverbrauch bei einer Verdopplung des BIP seit 1991 um 16 bis 20 Prozent reduziert hätten, werde sich der Strombedarf durch den steigenden Verbrauch in anderen Bereichen in den kommenden Jahren dennoch stark erhöhen.

Im Weiteren wies er auf die volkswirtschaftliche Relevanz der energieintensiven Unternehmen in Deutschland hin, deren Wertschöpfung bei etwa 240 Milliarden Euro pro Jahr liege. Ihr Beitrag zu den Steuereinnahmen liege bei ca. 90 Milliarden Euro im Jahr und sie beschäftigten direkt und indirekt 2,4 Millionen Menschen. Die Aurubis AG sei dabei extrem energieffizient und produziere mit weniger als der Hälfte des global durchschnittlichen CO2-Fußabdrucks vergleichbarer Unternehmen.

Heike Freund zeigte sich optimistisch, mit Marvel Fusion bis zum Jahr 2035 einen serienreifen Fusionsreaktor entwickeln zu können. „In den vergangenen Jahren gab es mehrere Durchbrüche in der Fusionsforschung, die die physikalische Grundlage beweisen“, erklärte sie. So hätten

Physiker im vergangenen Jahr in Experimenten demonstrieren können, dass ein Nettoenergiegewinn mittels Kernfusion möglich sei. Zudem habe es weitere Durchbrüche in den Lasertechnologien, der Rechenleistung, der Künstlichen Intelligenz und den Materialwissenschaften, die für die Fusionsenergie maßgeblich seien, gegeben.

Fusionsenergie ermögliche dann eine CO2-emissionsfreie Energieversorgung, die gleichzeitig eine dichte, sichere und allerorts verfügbare Energiequelle darstelle. „Erneuerbare Energien wird es in Deutschland nie zu wettbewerbsfähigen Preisen geben. Es wird immer andere Orte auf der Welt geben, an denen Wind- oder Solarenergie billiger als in Deutschland sind“, mahnte sie und erklärte, dass es das Ziel von Marvel Fusion sei, Fusionsenergie zum Preis von unter 5 Cent pro kWh anbieten zu können.