Lieferengpässe und Inflation: Werden Lebensmittel knapp?
Schon während der Corona-Pandemie hatte die Ernährungswirtschaft mit Lieferengpässen, steigenden Energiepreisen und der Inflation zu kämpfen. Die Lage verschärft sich durch den Krieg gegen die Ukraine weiter. Einige Güter werden knapp und die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen. Vor diesem Hintergrund hatten die Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein zur Podiumsdiskussion ins foodlab, einem innovativen Gastronomiekonzept mit Entwicklungsküchen, Co-Working-Space, Café und Pop-up Restaurant in die Hafen-City geladen, um im passenden Ambiente die Lebensmittelversorgungssicherheit Deutschlands und Europas in den Fokus zu rücken.
Mit dabei waren Werner Schwarz, designierter Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Lars Malachewitz, Geschäftsführer der Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbH & Co. KG und Dr. Christian von Boetticher, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein und Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. Moderiert wurde die Runde von Dr. Annika B. Schröder, Geschäftsführerin von foodactive e.V.
„Wir haben keine Krise in
Europa, aber eine Knappheit“, beschrieb Werner Schwarz die aktuelle Situation.
Die Hälfte der Ernte aus der Ukraine komme derzeit nicht auf den Markt, da der
Transport über die blockierten ukrainischen Seehäfen nicht möglich sei und sich
auch auf dem Landweg mit Güterzügen schwierig gestalte. Außerdem hätten nur 70
Prozent der Anbauflächen in der Ukraine bestellt werden können. Wie es
weitergehe, hänge vom weiteren Verlauf des Krieges ab.
Christian von Boetticher
wies darauf hin, dass die Krise nicht erst mit dem Krieg in der Ukraine
begonnen hat: „Die Preise steigen seit Herbst, weil die Ernte in Nordamerika
die schlechteste seit 50 Jahren war.“ Die Betriebe würden zudem durch die
Marktstörungen und die explodierenden Energiepreise belastet. Hoffnungen auf
eine baldige Normalisierung der Lage erteilte er eine Absage.
Eine Trendumkehr in Folge
der gestiegenen Preise hatte Lars Malachewitz ausgemacht: „Wir haben in der
Pandemie gespürt, dass sich das Essverhalten ändert – plötzlich erlebte Bio
einen Boom.“ Durch die rasant steigenden Preise schauten nun viele Menschen
wieder genauer auf den Euro. „Die Leute kaufen Billigmarken – das nachhaltige
Sortiment, Biowaren und Lebensmittel-Start-ups verlieren.“ Konzerne
profitierten in der Krise und steigerten ihre Erträge.
Auf dem Podium war man sich darüber einig, dass diese Fehlentwicklungen nur vom Verbraucher gestoppt werden können: „Sie entscheiden an der Kasse, was ihnen die regionalen Erzeuger, der regionale Handel, die regionalen Marken wert sind“, erklärte Christian von Boetticher und sah in der Krise auch eine Chance: „Billige Lebensmittel sind keine Selbstverständlichkeit. Diese Erkenntnis kann uns helfen, die Dinge wieder mehr wertzuschätzen.“