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Bericht
24.04.2019
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"Medien müssen einfach ihre Arbeit machen"

Sie sollen die Öffentlichkeit informieren, die Meinungsbildung ermöglichen und insbesondere das Politikgeschehen kritisch begleiten: Als „Vierte Gewalt“ bilden die klassischen Massenmedien seit den Anfängen der Bundesrepublik einen Grundpfeiler unserer Demokratie. In politisch unruhigen Zeiten – Stichwort Populismus und Fake News – ist ein Qualitätsjournalismus, der seine Funktionen frei, kritisch und glaubwürdig erfüllt, wichtiger denn je.
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Georg Mascolo, ehemaliger Chefredakteur des „Spiegel“ und aktuell Leiter des Rechercheverbunds von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, war vor diesem Hintergrund zu Gast beim ersten Politischen Frühstück des Jahres und sprach über die Rolle der Medien in der Demokratie.

 

Die Antwort auf die Frage, was Medien denn tun könnten, um die Demokratie zu stärken, war für Georg Mascolo schnell gefunden: „Ihre Arbeit!“ Diese bestehe im Grunde aus dem ständigen Transportieren der unterschiedlichen Positionen, die es in Deutschland gebe. „Kernaufgabe der Medien ist allein, dass die Menschen in diesem Land sich ihre eigene Meinung bilden können, um hinterher ihre eigenen Entscheidungen zu treffen“, sagte der Journalist.

 

Dabei müsse aber jedem klar sein, dass es sowohl guten als auch schlechten Journalismus gebe und von „den Medien“ keine Rede sein könne. Darüber hinaus müsse man im Journalismus dringend wieder zu eine deutlicheren Trennung zwischen Nachrichten und Kommentar finden.

Seinen Zuhörern empfahl Mascolo, kritisch mit Journalistinnen und Journalisten umzugehen und von Zeit zu Zeit abzugleichen, ob deren Bewertungen und Prognosen mit der Wirklichkeit übereinstimmten. „Wenn Sie sich einem Medium anvertrauen, dann suchen Sie ja nicht nur nach Informationen, sondern Sie suchen auch nach Einschätzungen. Sie wollen sich ein Stück weit auf das verlassen können, was Ihnen da vorausgesagt wird.“ Aus diesem Grund gehöre auch die bewusste Suche nach abweichenden Meinungen zum kritischen Umgang mit den Medien. Die Filterblase, die bei allzu einseitiger Information entsteht, bezeichnete der erfahrene Journalist als „selbstgewähltes Unglück“. Das gezielte Suchen nach abweichenden Meinungen sei etwas, „das wir alle in dieser Zeit leisten müssen.“

In öffentlichen Diskussionen müsse allgemein mehr darauf geachtet werden, dass ein guter Ton gewahrt bleibe. Dies unterscheide letztlich „die Demokratie vom Schützengraben“. Man müsse in dieser unübersichtlichen Welt etwas erhalten, was für die Demokratie von entscheidender Bedeutung sei: „Dass wir in Härte miteinander streiten über die Frage, wohin es gehen soll, aber über die Frage, was die Fakten sind, auf denen unsere Entscheidungen letztlich beruhen, darüber dürfen wir auf keinen Fall ins Wanken geraten.“

 

Abschließend machten die Zuhörer ausgiebig von der Möglichkeit Gebrauch, Fragen an Georg Mascolo zu stellen. Themen dabei waren u.a. die EU-Urheberrechtsreform, die Parteipräferenzen der Journalisten in Deutschland, die Qualitätssicherung von Veröffentlichungen, die rückläufigen Auflagenzahlen der Printmedien und die Herausforderung der „Gratismentalität“ im Internetzeitalter.