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Bericht
17.04.2018
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Wissenschaftsstandort Hamburg: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Der Wissenschaftsstandort Hamburg soll wachsen: Das versprach Olaf Scholz als Erster Bürgermeister in seiner Grundsatzrede zur Wissenschaftspolitik Ende November 2017. Die Technische Universität (TUHH) bekommt eine Finanzspritze von 19 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren und soll zur Spitzengruppe der neun führenden Technischen Universitäten in Deutschland, den sogenannten „TU-9“, aufschließen.
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Dass Wunsch und Wirklichkeit bei diesem ambitionierten Vorhaben weit auseinandergehen, stellte die Landesfachkommission Wachstum & Innovation in einer regen Diskussion mit Dr. Walter Pelka, dem Präsidenten HafenCity Universität Hamburg, fest.

 

Gemessen an der Studierendenzahl und der finanziellen Ausstattung liegt die technisch-wissenschaftliche Lehre und Forschung Hamburgs zwischen der TU Ilmenau und der TU Clausthal. Selbst ein langfristiges Wachstum der TUHH auf 15.000 Studierende würde die Universität bestenfalls zur TU Kaiserslautern aufschließen lassen. Die führenden ingenieurswissenschaftlichen Universitäten in Deutschland – allen voran in Berlin und München – sind weit enteilt und strukturell viel besser aufgestellt.

 

Bezogen auf die staatlichen Hamburger Universitäten haben die ingenieurswissenschaftlichen (TUHH und HCU) einen Anteil von nur 20% an Studierenden und Grundfinanzierung. In Berlin und München sind die entsprechenden Werte hingegen ausgeglichen, zum Teil sogar zugunsten des technisch ausgerichteten Bereichs verteilt. Auch im Hinblick auf die Investitionen in die ingenieurswissenschaftliche Lehre und Forschung hat Hamburg im Vergleich zu diesen beiden Metropolregionen das Nachsehen. In München sind die jährlichen Ausgaben pro Einwohner fünfmal, in Berlin dreimal höher.

Dieses Bild korrespondiert mit aktuellen Ergebnissen des EXIST-Förderprogramms und des Gründungsradars 2016: Hamburg ist in keinem TOP-Ranking vertreten. Es dominieren wieder die Münchner und Berliner Hochschulen.

 

Das Fazit: Ohne Frage wird in der Hansestadt eine gute Arbeit an den technischen Hochschulen geleistet. Doch zeigt die Gegenüberstellung weniger Kennzahlen, dass sich die TU-9 nicht annährend in Hamburgs Schlagdistanz befinden. Das neue Wachstumsprogramm des Senats wird daran, so die einhellige Meinung der Kommissionsmitglieder, nichts ändern. Ein Problem für die Hansestadt, denn die Wertschöpfung der Zukunft wird im Technologiebereich stattfinden. Ein Weg könnte sein, dass Hamburg für sich gezielt Wissenschaftsbereiche erschließt, in denen noch echte Neuerungen möglich sind, wie zum Beispiel beim Thema Quantum Computing.