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Bericht
24.03.2019
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Podiumsdiskussion zur HSH Nordbank: "Schuster, bleib bei deinem Leisten!"

Die Privatisierung der ehemaligen Landesbank HSH Nordbank geht mit der Übernahme erheblicher Lasten für die beiden verkaufenden Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein einher. Eine Rückschau auf die Entwicklung bis zum Verkauf und die eingehende Beurteilung der Gründe des Scheiterns fand bei einer Podiumsdiskussion des Wirtschaftsrates in der Bucerius Law School statt.
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Auf dem Podium mit dabei waren Andreas Dey, Politikredakteur beim Hamburger Abendblatt, Dr. Andreas Dressel, Senator und Präses der Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Karsten Paetzmann, Partner und Sprecher der Leitung Financial Services bei der BDO AG sowie Thies G.J. Goldberg, geschäftsführender Gesellschafter der Goldberg Consulting GmbH. Die thematische Einführung und die Moderation der Diskussionsrunde übernahm Dr. Philipp Marx, Mitglied des Landesvorstandes im Wirtschaftsrat Hamburg.

 

Thies G.J. Goldberg stellte zuallererst fest, dass im Rahmen der Fusion der Landesbanken von Schleswig-Holstein und Hamburg im Jahr 2001 einiges richtig gemacht worden sei. Hamburg und Schleswig-Holstein hätten zu Recht Lob dafür bekommen, dass sie als einzige Bundesländer für ihre Landesbanken eine Lösung präsentieren konnten. „Es war richtig zu sagen, wir fusionieren die Banken, versuchen ihnen ein Geschäftsmodell zu geben und kapitalmarktfähig zu machen.“ Dann habe man aber gleich mit den Fehlern angefangen: „Zum einen hat man Doppelstrukturen geschaffen, die politisch willfährig, aber betriebswirtschaftlich völlig unsinnig waren und zum anderen hat man den Aufsichtsrat politisch besetzt und nicht mit Fachleuten“, so Goldberg.

 

Bezogen auf die These, dass einige interne Risikokontrollsysteme mit dem ertragsstarken Wachstum der ersten Jahre nicht mithalten konnten, erörterte der Finanzexperte Karsten Paetzmann, dass die Überwachung seitens des Aufsichtsrates besser hätte sein können bzw. müssen. Grundsätzlich gelte aber, dass der Vorstand die Bank leite. Dieser habe sich auf Basis angemessener Informationen zum Wohle der Gesellschaft ein Bild der Lage zu machen. „Wenn ich so schnell wachse und ein Kreditersatzgeschäft entsteht, ich einen Passivüberhang habe – ich muss schließlich schnell investieren und Anlagenentscheidungen treffen, ich kann ja nicht 20 Milliarden zum Sparzins bei einer Sparkasse anlegen – betreibe ich Investments und muss Entscheidungen darüber treffen. Das sind große Entscheidungen und die müssen fundiert sein.“ Das Wachstum sei dafür zu schnell gewesen und die Verantwortung liege in erster Linie beim Vorstand.

Der Journalist Andreas Dey gab zu, dass die Medien auch eine Teilschuld treffe. „Die norddeutsche Medienlandschaft hat damals die Gründung der HSH Nordbank mitgefeiert, hat auch mit einem gewissen Stolz über den größten Schiffsfinanzierer der Welt berichtet und mir ist zumindest nicht bekannt, dass die Medien da mal kritisch hingeschaut hätten.“ Umso größer sei das Erwachen gewesen, als dann 2007/08 deutlich geworden sei „was da los war“. Bei der Suche nach einem Schuldigen sei man dann an Dirk Jens Nonnenmacher hängengeblieben, der mit seinem Auftreten in das Bild des anrüchigen Bankers gepasst habe. Dieser habe zwar haarsträubende Fehler gemacht, trage aber keine Schuld an der Schieflage der Bank. „Dies hat ihn natürlich zu einem wunderbaren Feindbild gemacht und einige Medien haben das dann ganz undifferenziert plattgetreten“, bilanzierte Dey.

 

Finanzsenator Andreas Dressel wies darauf hin, dass sich in der HSH Nordbank als größtem Schiffsfinanzierer zu viele Risiken in einer Art und Weise kumuliert hätten, wie es niemals hätte passieren dürfen. Das „Klumpenrisiko“, das man so angehäuft habe, sei zum Problem geworden. „Klar war, wenn irgendwann die Schifffahrtsmärkte in die Knie gehen, dann ist man eben vom größten Schiffsfinanzierer auch zum größten Risikoträger geworden.“ Die Lehre, die man daraus ziehen müsse, sei, dass sich die öffentliche Hand – noch dazu aus der Länderperspektive – nicht in dieser Form in der Bankwirtschaft engagieren dürfe. Es müsse eher die alte Weisheit gelten: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“

 

 

Fotos: Wirtschaftsrat/Christian Ströder