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Bericht
05.03.2018
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Startschuss für die "City of Solutions"

„COS it’s Hamburg – City of Solutions“: Unter diesem Motto hat sich Hamburg erfolgreich und gegen starke Konkurrenz um den „Intelligent Transport Systems“ Weltkongresses 2021 beworben. Über 10.000 Besucher und mehr als 300 Aussteller werden im dann komplett sanierten CCH zusammenkommen, um sich über die neuesten Mobilitätsangebote und -technologien zu informieren. Die Stadt selbst wird zum großen Test- und Erprobungsumfeld.
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Was genau auf Hamburg zukommt, wollte die Landesfachkommission Verkehr, Infrastruktur & Logistik aus erster Hand erfahren und hatte im März Dr. Nikolas Hill zu Gast. Als Geschäftsführer der PLOT GmbH war er maßgeblich an der erfolgreichen Bewerbung Hamburgs beteiligt.

 

 

Starker Rückhalt für Hamburg

Nikolas Hill führte mehrere Gründe an, warum Hamburg und nicht etwa das finanzstarke Dubai oder Mailand im November letzten Jahres den ITS Weltkongress zugesprochen bekam. Ein wesentlicher Faktor sei die Rückendeckung gewesen: „Hamburg hat bereits im Zuge der Bewerbung starke Zustimmung und Unterstützung aus der Wirtschaft erfahren, die sich explizit für Hamburg als Ausrichter des ITS Kongresses ausgesprochen hatte“, so Hill. Insgesamt seien mehr als 100 Partner beteiligt, darunter Unternehmen wie Volkswagen, Daimler, BMW, die Deutsche Bahn und die HHLA.

 

Als weiteren Faktor nannte Hill die einzigartige Verkehrssituation in Hamburg: Einen innerstädtischen Hafen, einen stadtnahen Flughafen und dazu noch Europas am stärksten frequentierten Bahnhof habe keine andere Stadt zu bieten. Das komplexe Aufeinandertreffen diverser Verkehrsträger auf engstem Raum mache Hamburg deshalb als Testfeld für Unternehmen und Forschungseinrichtungen viel interessanter als z.B. Dubai. Und mit den stetig wachsenden Touristenzahlen käme noch eine interessante Herausforderung hinzu.

 

Auch Hamburgs Position als Deutschlands Logistikstandort Nr. 1 habe schließlich eine Rolle gespielt. Denn in der Vergangenheit habe das Thema Logistik beim ITS Weltkongress keine wirkliche Rolle gespielt. Mit Hamburg solle sich dies ändern.

 

Nikolas Hill zeigte sich zuversichtlich, dass die Hansestadt eine Vorbildfunktion übernehmen könnte: „Wenn man es schafft, in Hamburg intelligente, urbane Mobilität zu implementieren, dann kann man es auch auf der ganzen Welt schaffen“.

Die Stadt im Wandel

Im Weiteren blickte Hill über den eigentlichen Kongress hinaus und mahnte an, „dass es damit nicht getan ist“. Hamburg sei jetzt gefordert, den ITS Weltkongress in eine langfristige, übergeordnete Zukunftsstrategie einzubinden. Die Veranstaltung müsse als Katalysator für weitere Partnerschaften mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen genutzt werden. Nicht zuletzt eröffne ein erfolgreicher Kongress gute Möglichkeiten, EU-Fördermittel für intelligente Transportlösungen nach Hamburg zu leiten.

 

Mit Blick auf eine solche Zukunftsstrategie spielten aber nicht nur Technologien und starke Partnerschaften eine wichtige Rolle. Letztlich stehe die Gesamtarchitektur der Stadt auf dem Prüfstand: „Sind Straßen mit ihrer strikten Trennung von Verkehrsteilnehmern, so wie wir sie heute kennen, für eine zukünftige urbane Mobilität noch zeitgemäß?“, fragte der ehemalige Staatsrat. Diverse Konzepte beschäftigten sich schon heute mit der Umwandlung von Verkehrswegen in sogenannte „Shared spaces“, die den „Lebensraum Straße“ grüner, ruhiger und sicherer machen sollen. Stets gehe es dabei auch um das Thema Emissionsreduktion. 

 

Noch einmal auf die Technik zurückkommend betonte Hill außerdem, wie unverzichtbar hohe Datenübertragungskapazitäten und einheitliche Standards für das autonome Fahren und für eine sichere Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmern, Lichtschaltanlagen und Steuerungsmechanismen seien. Ohne den Ausbau der Netzinfrastruktur nach 5G-Standard funktioniere das nicht.

Bürger aktiv einbeziehen

„Der Weg zu einer ‚City of Solutions‘ ist lang“, fasste Nikolas Hill zusammen und kam damit auf die gesellschaftliche Akzeptanz neuer Technologien und damit verbundener Veränderungen zu sprechen. Mit der Angst vor dem Unbekannten müsse verantwortungsvoll umgegangen werden. Klar sei, dass der technologische Veränderungsprozess nicht nur Gewinner hervorbringen werde. Die Digitalisierung werde z.B. durch autonom fahrende Transportlösungen viele Arbeitsplätze kosten. Ablehnung dürfe daher nicht unterschätzt werden, warnte Hill. Hamburg sei gefordert, frühestmöglich Lösungen aufzuzeigen und die überwiegenden Vorteile des Fortschritts herauszustellen.

 

Um Unmut und Ablehnung vorzubeugen, müssten die Bürger aktiv, mit all ihren Ängsten, Vorbehalten und Anregungen in den Veränderungsprozess einbezogen werden, sagte Hill. So seien im Rahmen des ITS Weltkongresses verschiedene Angebote denkbar, um den Bürgern Themen wie autonomes Fahren, On-Demand-Services oder intelligente Verkehrssteuerung (spielerisch) nahezubringen. So könnten Berührungspunkte mit den neuen Technologien geschaffen werden.

 

Die Frage der Bürgerakzeptanz stand auch im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion und soll im Laufe des Jahres von der Kommission weiter verfolgt werden.