Status Quo und Perspektiven der autonomen Schifffahrt
Einführend skizzierte Jahn, wie Digitalisierung und Automatisierung als Technologietreiber entlang der gesamten Transportkette (Vorlauf-Hauptlauf-Nachlauf) für Veränderungen sorgen. Betroffen seien die Hafen- und Terminalentwicklung, das Schiffs- und Flottenmanagement und nicht zuletzt der eigentliche Seeverkehr und die Nautik.
Da sich immer weniger Experten finden ließen sich, die bereit seien, über viele Jahre hinweg zur See zu fahren, sei die autonome Schifffahrt eine gute Möglichkeit, dem Fachkräftemangel auf den Schiffen entgegenzuwirken. Gleichzeitig betonte Jahn, dass die Branche – auch aufgrund technischer Herausforderungen – noch weit davon entfernt sei, autonome und unbemannte Schiffe im großen Stil auf den Weltmeeren einzusetzen.
Im Weiteren stellte der Fraunhofer-Experte eine Auswahl von Systemkomponenten des EU-Projekts MUNIN (Maritime Unmanned Navigation through intelligence in Networks) vor. Dazu zählten ein hochpräziser, elektronischer Ausguck zum Erkennen von Wetterbedingungen und kleinen Objekten sowie ein autonomes Navigationssystem zur Kollisionsverhütung, zur Gewährleistung der Schiffsstabilität und zur Strandungsvermeidung. Auch erläuterte er die Funktionsweise und den Aufbau einer Landkontrollstation zur Überwachung der Schiffsreise und situationsabhängige Problemlösungen. Das schließe auch die Fernüberwachung der Schiffsmaschinen ein, um mittels Predictive Maintenance die Ausfallsicherheit selbiger zu erhöhen. Ziel sei es, wartungsfreien Betrieb des Maschinenraums zu erreichen.
Schließlich ging Carlos Jahn auf einige Anwendungsbeispiele für autonome Schiffe ein, die perspektivisch zum Einsatz kommen könnten. Gerade Norwegen sei Vorreiter auf diesem Gebiet und könne einige weit fortgeschrittene Projekte vorweisen. So sei beispielsweise im Hafen von Trondheim der Einsatz einer autonomen On-Demand Fähre zum Transport von Fußgängern und Fahrradfahrern geplant. Außerdem sei vorgesehen, dass autonome, emissionsfreie Klein-Containerschiffe Lkw beim Transport von Düngemitteln von der Fabrik zum Exporthafen ersetzen. So würden die Umwelt geschont und Straßen entlastet. Auch ein Schiff für den Offshore-Betrieb sei in Planung und könne als autonomes Versorgungsschiff für Bohrinseln oder Fischfarmen genutzt werden.