Steinway & Sons... Wenn Töne Weltruhm genießen
Junger Wirtschaftsrat
Im Gebäude am Rondenbarg 10 konnten die Teilnehmer in dem Werk, in dem seit 90 Jahren die bekannten Tasteninstrumente entstehen, die Produktionsschritte hautnah verfolgen. Dem Areal der Steinway-Fabrik gegenüber liegen die Verkaufsräume, die im Jahre 2005 bezogen wurden, als man den Standort an den Colonnaden nach 52 Jahren aufgab.
Bei der Exkursion durch die Manufaktur, die von Europa-Salesmanager Hans-Heinrich Schalkowski geführt wurde, erlebte man nicht nur die Geburtsstunde eines Flügels, sondern weitere zahlreiche Stationen, in denen das Werkstück zum Instrument wird.
Der erste Produktionsschritt erfolgt im Werkraum, in dem sieben „rim bending machines“ den länglichen Rohlingen, die aus bis zu 20 aufeinandergeschichteten Hartholzschichten bestehen, in der Biegepresse die Form geben. So entstehen die verschiedenen Steinway-Flügelgehäuse, die nach einem fünfstündigen Press- und Ableim-Vorgang direkt in eine durchschnittlich 100-tägige Austrocknungs- und Ruhephase gehen. Der so entstandene Rim – der Rahmen – ist dann für die Ausstattung mit allen weiteren Konstruktionselementen wie dem Resonanzboden, dem Stimmstock, der Gussplatte und der Klaviatur bereit.
Schrauben sind ein No-Go bei einem Steinway-Flügel. Alle Holzteile werden geleimt oder gedübelt, lediglich die Gussplatte wird eingeschraubt. Das typische Schwarzlack-Design erhält das Instrument noch in der Phase von Einzelteilen. Zunehmend gibt es auch Anfragen für bunte Furnierausführungen.
Annähernd so wie heute baute schon Tischlermeister und Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg in Seesen (Harz) erstmals 1836 in seiner Küche sein erstes Instrument. Dort begann somit die weltweite Erfolgsgeschichte der Marke Steinway. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts folgten 482 weitere Instrumente.
Beim Rundgang zwischen gelagerten Rohholzstapeln und halbfertigen Resonanzböden erklärte Schalkowski die Entstehungsgeschichte des Unternehmens: „Mit dem ersten Überseedampfschiff wanderte der Senior mit seiner Familie in die USA aus und gründete mit seinen Söhnen 1853 in New York die Instrumentenfabrik Steinway & Sons.“
„To build the best piano possible“ war und ist auch heute noch der Leitspruch des Unternehmens. Die Erfahrungen und Fähigkeiten reichten die Steinways von Generation zu Generation weiter und schufen ständige Verbesserungen, die in mehr als 125 Patenten für das Unternehmen festgeschrieben wurden.
In den Produktionsräumen der Fabrik am Rondenbarg wurden die Besucher des Jungen Wirtschaftsrates Zeuge einer perfekt aufeinander abgestimmten handwerklichen Produktion. Aus fast 12.000 Einzelteilen entstehen in einjähriger Bauzeit die Qualitätsinstrumente. Rund 300 Fachkräfte (weitere 100 Personen in der Verwaltung) und jeweils ca. 15 Auszubildende schaffen am Standort Hamburg die angestrebte Jahresproduktion von gut 1.200 Flügeln und ca. 300 Klavieren, die von dort aus in alle Welt geliefert werden. Der amerikanische Markt wird allerdings fast ausschließlich vom New Yorker Werk bedient. Die 1994 gegründete Steinway Academy bildet Konzerttechniker aus, die dann rund um den Globus den nötigen Servicedienst garantieren.
Seit 1853 haben die beiden Produktionsstätten Hamburg (seit 1880) und New York mehr als 608.000 Instrumente auf dem Weltmarkt verkauft. 94 Prozent aller Konzertsolisten bei den maßgebenden Orchestern entscheiden sich für die Welt von Steinway & Sons.
Text: Ehrhard J. Heine