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Bericht
05.03.2019
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Gründungsraten per se kein Qualitätsmerkmal

Häufig werden Erfolg und Qualität eines Standorts für Unternehmensgründungen anhand von Gründungsraten bewertet. Dazu wird in der Regel die jährliche Zahl der Firmengründungen entweder in Relation zur Zahl der erwerbsfähigen Gesamtbevölkerung oder in Relation zum Unternehmensbestand eines Standorts gesetzt. Bei der Landesfachkommission Wachstum & Innovation stellte Univ.-Prof. Dr. Christoph Ihl, Head of Institute des TUHH Institute of Entrepreneurship, diese Vorgehensweise in Frage und plädierte für alternative Bewertungskriterien.
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„Gründungsraten sind kein Qualitätsmerkmal für wirtschaftliche Ökosysteme wie Hamburg“, stellte Christoph Ihl gleich zu Beginn seiner Ausführungen fest. Vielmehr müsse auf den Erfolg der Start-ups geachtet werden, der vom Wachstumspotenzial des Unternehmens und der Qualität des Ökosystems abhänge. So könne vom Erfolg der Start-ups auf die Qualität des Ökosystems geschlossen werden. Denn je mehr Gründungen mit großem Wachstumspotenzial es bezogen auf die Zahl der Gesamtgründungen gebe, desto höher könne die Qualität des Ökosystems eingestuft werden.

 

Da in Deutschland der Datenzugang über das Handelsregister und das Sozialversicherungsregister so gut wie nicht möglich sei, müssten alternative Indikatoren für die Messung des Wachstumspotenzials von Start-ups gefunden werden. Dies könne z.B. über die Auswertung von Presseartikeln geschehen: Je öfter ein Start-up in diesen auftauche, desto größer könne sein Wachstumspotenzial eingeschätzt werden. Darüber hinaus könne auch die Anzahl der EXIST-geförderten Gründungen, die sich durch eine hohe Überlebensquote von etwa 75 Prozent auszeichneten, oder die Zahl der Gründungen auf Basis von Patenten als Indikatoren für das Wachstumspotenzial ausgewertet werden.

 

Ein weiterer Hinweis auf die Qualität von Ökosystemen sei das Vorhandensein von Humankapital für digitale Innovation, sprich die Anzahl an Programmierern, die in einem Ökosystem angesiedelt seien. Diese könnten über die Zahl der Nutzer und die Zahl der abgeschlossenen Transaktionen pro Ökosystem auf der Softwareentwicklungsplattform GitHub ermittelt werden. Hier liege Hamburg hinter Berlin und München an dritter Stelle in Deutschland.  

 

Abschließend sprach sich der Entrepreneurship-Experte gegen weitere Gründerplattformen in Hamburg aus: „Diese sind sicherlich legitim um in die Breite zu gehen, aber es braucht sie eher nicht, um wachstumsorientierte Start-ups zu generieren.“ Auch sollten sich Verbände und öffentliche Unternehmen zurückhalten und es privaten Unternehmen und Universitäten überlassen, wachstumsorientierte Start-ups auf den Markt zu bringen.