Von 100 auf 0: Wie die Tourismuswirtschaft mit der Corona-Vollbremsung kämpft
Online-Talk
Zwar bewegt sich Deutschland in vielen Bereichen zunehmend aus dem Shutdown, doch das touristische Leben steht weiterhin nahezu still. Hotelübernachtungen sind noch nicht wieder erlaubt. Nur allmählich dürfen Restaurants unter Einhaltung der Hygienevorschriften ihren Betrieb wieder aufnehmen. Größere Veranstaltungen oder Messen bleiben für die nächsten Monate untersagt. Und auf Reisen im In- und Ausland soll besser verzichtet werden. Im Online-Talk ließ Unternehmerin Christina Block, seit April stellvertretende Vorsitzende des Tourismusverbands Hamburg, keinen Zweifel daran, wie hart die Corona-Krise die Tourismuswirtschaft trifft.
„Die Branche liegt am Boden“, urteilte Christina Block. Sie verwies darauf, dass allein die Hamburg Tourismus GmbH als Veranstalter mit 100 Prozent Stornierungen bis Ende Juli zu kämpfen hat. Es sei kaum gelungen, Buchungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. „In der Tat haben fast alle das Geld zurückgefordert“, so die Unternehmerin und verwies in diesem Zusammenhang auf die EU-Pauschalreiserichtlinie, die dem Gast das Recht auf vollständige Erstattung innerhalb von 14 Tagen garantiere. Die angepeilte Gutscheinlösung ist damit nicht möglich.
Der Deutsche Tourismusverband rechne allein für März und April mit Umsatzeinbußen von 24 Milliarden Euro. Eine Normalisierung beim Binnentourismus erwarte der Verband in 2021, mit Blick auf den internationalen Tourismus 2022 und 2023. „Wir denken, dass der Business-Gast wesentlich länger braucht, bis er sich wieder auf den Weg macht, ins Flugzeug zu steigen. Diese Videokonferenzen […] werden den zwischenmenschlichen Kontakt nicht ersetzen. […] Aber es dauert eben länger, bis wir solche Geschäftsveranstaltungen wieder mobilisieren können“, sagte Christina Block.
Sie geht davon aus, dass der Tourismus schrittweise wieder anläuft, zunächst lokal. Das heißt, die Hamburger müssten dazu bewegt werden, in die Restaurants zu gehen und die touristischen Einrichtungen ihrer Stadt zu besuchen. Im nächsten Schritt folgten der Tourismus auf regionaler Ebene zwischen den norddeutschen Bundesländern und schließlich die Reaktivierung auf nationaler Ebene. Von der Politik erwartet die Hamburger Unternehmerin, dass Marketingkampagnen zur Wiederbelebung der Tourismuswirtschaft gestartet werden. Die Prognose, dass ein Drittel der touristischen Betriebe in Hamburg die Corona-Krise nicht überstehen wird, macht deutlich, wie dringend die Branche auf Unterstützung angewiesen ist.
Christina Block zeigte sich mit einigen Entscheidungen der Politik nicht zufrieden. Sie kritisierte den unübersichtlichen Flickenteppich aus verschiedenen Auflagen in den einzelnen Bundesländern, der vor allem Unternehmen mit bundesweiten Standorten das Leben schwermacht. Auch der Beschluss, die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie ab dem 1. Juli befristet bis zum 30. Juni 2021 auf sieben Prozent zu senken, ist ihrer Meinung nach alles andere als ideal ausgestaltet. Da für Getränke weiterhin 19 Prozent gelten, seien Ungleichheit und Bürokratie vorprogrammiert. Zudem sei die Dauer der Maßnahme mit nur einem Jahr viel zu kurz.
Im zweiten Teil des Online-Talks gab die Unternehmerin einen Einblick darin, wie die Block Gruppe mit der Corona-Krise umgeht, welche Lösungen gefunden wurden und wo weiterhin Probleme bestehen.
Exklusiv für Mitglieder: Schauen Sie sich hier unter Multimedia den kompletten Impulsvortrag im Video an.