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Bericht
28.04.2019
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Weltklasse Forschung mitten in Hamburg

Ein Grundbudget von 230 Millionen Euro. Jährlich über 3.000 Gastforscher aus mehr als 40 Nationen. Über 2.300 Angestellte, inklusive 650 Wissenschaftler in den Bereichen Beschleunigerbetrieb, Forschung und Entwicklung: Die Kennzahlen des Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) – eines der weltweit führenden Beschleunigerzentren – beeindrucken. Organisiert von der Landesfachkommission „Wachstum & Innovation“ besuchte der Wirtschaftsrat die Forschungseinrichtung in Hamburg-Bahrenfeld.
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Wer über das DESY-Gelände läuft, dem fallen sie gleich auf, die neuen E-Scooter mit der gelben Lenkstange. Seit Mitte April können die bis zu 15km/h schnellen Roller testweise auf dem rund 50 Hektar großen Gelände ausgeliehen werden. Es passt zum innovationsstrotzenden Klima am DESY, dass ausgerechnet dieses Areal als Testfeld für die Campusmobilität von morgen dient.

 

Am hohen Selbstanspruch des Deutschen Elektronen-Synchrotron ließ auch Dr. Arik Willner keinen Zweifel. Der Chief Technology Officer der Einrichtung begrüßte die Besucher des Wirtschaftsrates und führte mit einem Impulsvortrag in die Aktivitäten am DESY ein bevor es auf eine ausgedehnte Tour über den Campus ging.

 

Ausgehend von vier Forschungsschwerpunkten – Beschleuniger, Forschung mit Photonen, Teilchenphysik sowie Astroteilchenphysik – gestaltet sich die Arbeit beim DESY sehr vielseitig – und vor allem anwendungsnah. Der Technologietransfer wird in Bahrenfeld ganz großgeschrieben. So versteht sich das DESY laut Willner als Treiber und Entwickler von Innovationen, als Dienstleister für die Industrie, als Wiege für neue Unternehmen und auch als Testfeld für neue Produkte. „Die Synchrotron-Forschung betrifft viele Aspekte des Lebens“, erläuterte der promovierte Physiker und verwies u.a. auf den Automobilbau, die Lebensmittelindustrie sowie auf pharmazeutische und kosmetische Produkte. 

Seinen Weltruf verdankt der DESY-Campus drei Großbeschleunigern: PETRA III, ein ringförmiger, 2304m langer Teilchenbeschleuniger, der extrem intensive, gebündelte und brillante Röntgenstrahlung liefert. Der mehr als eine Milliarde teure und 2017 in Betrieb genommene European XFEL – der weltweit größte Röntgenlaser – erzeugt die intensivsten Röntgenblitze aller Zeiten und erschließt dadurch völlig neue Forschungsfelder. FLASH ist ebenfalls ein Röntgenlaser und quasi der kleine Bruder des XFEL.

 

Ein erklärtes Ziel des DESY ist es, dass die Erkenntnisse der Grundlagenforschung der Wirtschaft Impulse für Innovationen geben und schließlich der Gesellschaft, z.B. in Form neuer Wirkmechanismen für Medikamente, zugutekommen. Aus diesem Grund sind Kooperationen mit Unternehmen von zentraler Bedeutung. Vom hervorragenden Ruf des Campus profitiert nicht zuletzt die ganze Metropolregion Hamburg.

 

Abschließend ging Arik Willner auf die Pläne zur „Science City Bahrenfeld“ ein, die nahe dem DESY und auf dem Areal der Trabrennbahn entstehen soll. Die Science City ermögliche eine räumliche und programmatische Verflechtung von Wissenschaft, Wirtschaft und städtischen Funktionen, so der CTO. Hier würden exzellente Einrichtungen auf exzellente Rahmenbedingungen treffen.

Aufgeteilt in zwei Gruppen startete nach dem Impulsvortrag der Campus-Rundgang. Der erste Stopp führte die Mitglieder des Wirtschaftsrates in eine Werkshalle, in der nicht benötigte bzw. aussortierte Beschleuniger-Module für FLASH und XFEL gelagert werden. Ein Originalquerschnitt erlaubte es den Besuchern, sich die Technik im Inneren aus nächster Nähe anzuschauen. Über weitere Stationen und vorbei am sogenannten „Innovation Village“ ging es schließlich zur 280 Meter langen Experimentierhalle „Max von Laue“ am Speicherring PETRA III. Obwohl nur ein kleiner Abschnitt des Beschleunigers, waren die Dimensionen der Halle beeindruckend – wie der ganze Besuch beim DESY. Dieser hat gezeigt: Hamburg hat das Zeug zur international renommierten Wissenschaftsmetropole.