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Pressemitteilung 14.05.2019
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Wirtschaftsrat Hamburg: Pflegebedürftigkeit vermeiden - Prävention stärken!

Neues Positionspapier vorgestellt // 10 Maßnahmen gegen akuten Pflegenotstand

Der Wirtschaftsrat Hamburg kritisiert in einem neuen Positionspapier, dass die Pflegediskussion in Deutschland zu einseitig und nicht mit letzter Konsequenz geführt wird. Ursachen und Prävention von Pflegebedürftigkeit kommen dabei zu kurz. Dazu erklärt der Vorsitzende der Landesfachkommission „Gesundheitswirtschaft“, Dr. Ulrich Möllers: „Wir müssen endlich mehr Ehrlichkeit in die Pflegedebatte bekommen und uns als Gesellschaft der unbequemen Wahrheit stellen, dass die Ursache von Pflegebedürftigkeit in zu vielen Fällen nicht allein im Älterwerden, sondern in einem ungesunden Lebensstil liegt.“

 

Werner Fürstenberg, Co-Autor und Mitglied der Landesfachkommission erläutert: „Tatsache ist, dass das meiste Geld der Krankenkassen und Pflegekassen dafür ausgegeben wird, die Folgen eines gesundheitsschädigenden Verhaltens – mangelnde Bewegung, Alkohol- und Tabakkonsum, schlechte Ernährung – zu kurieren. Die Solidargemeinschaft zahlt viele Milliarden Euro pro Jahr nur für die ‘Reparatur‘ ungesunder Lebensstile.“ Nach Ansicht des Wirtschaftsrates ist das weder unter sozialen noch ökonomischen Gesichtspunkten ein erstrebenswerter Zustand. Deswegen muss die Prävention von Pflegebedürftigkeit wesentlich stärker in den Fokus von Politik, Wirtschaft und Medien rücken.

 

„Durch neue Ansätze in der Gesundheits- und Bildungspolitik, die auf eine gesündere und bewusstere Lebensführung der Menschen abzielen, lässt sich der Anteil der Pflegebedürftigen – perspektivisch gesehen – deutlich verringern. Dabei sind auch Unternehmen in der Pflicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ihren Beschäftigten erlauben, in eigener Verantwortung für ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu sorgen“, so Fürstenberg.

 

Darüber hinaus stellt der Wirtschaftsrat Hamburg in einem neuen Positionspapier mit dem Titel „Gesundheit miteinander neu denken: Pflegebedürftigkeit vermeiden – Prävention stärken!“ 10 Forderungen auf, die zum Ziel haben, den akuten Pflegenotstand kurz- und mittelfristig in den Griff zu bekommen. Die Landesfachkommission „Gesundheitswirtschaft“ hält u.a. folgende Maßnahmen für erforderlich:

  • Bessere Anreize für den Verbleib und auch die Rückkehr in den Pflegeberuf, z.B. durch eine altersgerechte Arbeitsorganisation für ältere Pflegekräfte. Auch Prämien für Rückkehrer und Arbeitszeit-Aufstocker oder die befristete Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich können effektive, betriebliche Maßnahmen sein. Diese müssen jedoch individuell unternehmerische Entscheidungen bleiben.
  • Den besonderen Dienstzeiten in der Pflege ist Rechnung zu tragen, indem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert wird, z.B. durch betrieblich vereinbarte Rückkehrmöglichkeiten von Teil- in Vollzeit und den Zugang zu Kitas jenseits der sonst üblichen Öffnungszeiten.

 

Aus Sicht des Wirtschaftsrates Hamburg muss die Pflegebranche außerdem voll auf die Digitalisierung setzen, z.B. in Form von Robotik. Es gilt, die Pflegekräfte optimal durch Technik zu unterstützen, damit die knappen Ressourcen effizienter eingesetzt werden und die Komponente der menschlichen Zuwendung zum Patienten wieder mehr Raum im Arbeitsalltag der Pflegekräfte einnehmen kann. Bisher müssen Pflegekräfte bis zu 40 Prozent ihrer Zeit für berufsfremde Tätigkeiten aufbringen. Ulrich Möllers betont: „Der zwischenmenschliche Kontakt muss immer im Vordergrund stehen. Maschinen sollen Pflegekräfte nicht ersetzen, sondern ihre Arbeit sinnvoll ergänzen und erleichtern.“