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Pressemitteilung 04.04.2019
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Wirtschaftsrat Hamburg: Wer Wirtschaftsmetropole bleiben will, muss Wissenschaftsmetropole werden

Dr. Hubert Baltes: „Hamburgs Hochschulen dürfen sich nicht im Mittelmaß verlieren“ // Wirtschaftsrat fordert Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030

Der Wirtschaftsrat Hamburg fordert den Senat auf, bis Ende 2020 eine „Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030“ zu erarbeiten. Die Hansestadt Hamburg muss zu einer Wissenschaftsmetropole werden, um sich als innovationstreibender Wirtschaftsstandort im nationalen und internationalen Wettbewerbsumfeld behaupten zu können.

„Die schönen Feierlichkeiten rund um das 100-jährige Jubiläum der Universität täuschen über substanzielle Defizite in der hiesigen Hochschullandschaft hinweg. Trotz lobenswerter Fortschritte – Stichwort Exzellenzcluster und Science City Bahrenfeld – hinken Hamburgs Hochschulen in puncto F+E Investitionen, Technologietransfer und Entrepreneurship hinterher. Den technischen Disziplinen fehlt schlichtweg die kritische Masse. Daran werden auch einige Professuren und wenige Millionen Euro mehr für die TUHH nichts ändern. Es fehlt die Gesamtstrategie“, sagt Dr. Hubert Baltes, Vorsitzender der Landesfachkommission „Wachstum & Innovation“ im Wirtschaftsrat Hamburg.

 

Diese Defizite gefährden Hamburgs Zukunft als prosperierende Wirtschaftsmetropole. Kapital und Arbeitskräfte reichen nicht mehr aus, um Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Innovationskraft ist es, die künftig über den Auf- und Abstieg von Wirtschaftsstandorten entscheidet. Exzellenz ist wiederum die Grundvoraussetzung für Innovationskraft. „Es ist weltfremd anzunehmen, die Hochschulen eines Stadtstaates wie Hamburg könnten sich mit ausländischen Spitzenuniversitäten oder auch nur mit führenden Hochschulen großer Flächenländer in Deutschland vergleichen. Man wird zu diesen nicht aufschließen können“, befindet der stellvertretende Kommissionsvorsitzende Niklas Wilke.

 

Nach Meinung des Wirtschaftsrates kann Hamburg trotzdem internationale Exzellenz erlangen und treibende Kraft für Innovationen werden. Dazu Hubert Baltes: „Weder akademisch noch ökonomisch macht es Sinn, wenn Hamburgs Hochschulen nahezu alle Wissenschaftsbereiche abdecken und sich dabei in breit aufgestelltem Mittelmaß verlieren. Innovativ zu sein heißt, anderen voraus zu sein! Will Hamburg zur Wissenschaftsmetropole werden, muss es sich auf wenige, strategisch klug definierte Technologie- und Wissenschaftsbereiche fokussieren und zum ‘Specific Champion‘ werden. Dafür braucht es eine Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030.“

 

Eine solche Agenda setzt den politischen Willen voraus, sich von kurzfristiger, tagespolitischer Opportunität zu verabschieden. Gefragt sind langfristige und strategische Entscheidungen sowie politischer Mut, liebgewonnene Besitzstände für Investitionen in unsere Zukunft zu opfern. Das beinhaltet, existierende Hochschuleinrichtungen zu profilieren und konsolidieren.

Welche Entscheidungen und welche konkreten Maßnahmen notwendig sind, hat die Landesfachkommission „Wachstum & Innovation“ im Wirtschaftsrat Hamburg in einem neuen Positionspapier unter dem Titel „Wer Wirtschaftsmetropole bleiben will, muss Wissenschaftsmetropole werden“ zusammengefasst.

 

Die wichtigsten Forderungen des Wirtschaftsrates:

 

Bis Ende 2020 ist vom Hamburger Senat eine „Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030“ zu erarbeiten. Dafür ist es im ersten Schritt erforderlich, bis Ende 2019 einen Aktionsplan aufzustellen und die dafür notwendigen Strukturen zu schaffen.


Im Rahmen der „Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030“ sind strukturelle, finanzielle und gesetzliche Voraussetzungen zu schaffen, damit Hamburgs staatliche Hochschulen

  • fakultäts- und hochschulübergreifend Profilbildungen vorantreiben,
  • die anwendungsnahe Forschung – auch zu Lasten weniger zukunftsträchtiger Bereiche – gezielt stärken, namentlich die TUHH ihre Leistungsfähigkeit bis 2030 verdreifacht,
  • sich noch stärker international öffnen und ausrichten,
  • für Exzellenzförderung, Profilbildung und Internationalisierung mehr als bislang bei der leistungsorientierten Mittelvergabe gefördert werden,
  • mehr Anreize erhalten, Sponsorengelder und Drittmittel einzuwerben.

 

Die Hansestadt Hamburg muss,

  • das Thema Entrepreneurship durch die Einrichtung einer adäquaten Anzahl von Professuren und Veranstaltungen an seine Studierenden herantragen,
  • Hochschulen und Start-ups Institutionen zur Identifikation von Kommerzialisierungspotenzialen zur Seite stellen,
  • Anreize für Kooperationen zwischen Forschung, Lehre und Wirtschaft setzen,
  • Ansporn für Technologietransfer und Ausgründungen bieten (z.B. durch einen Technologietransferpreis),
  • zügig einen Technologiepark nach dem Vorbild des InnovationsCampus Lübeck aufbauen,
  • als Auftraggeber über seine Behörden sowie Tochter- und Beteiligungsgesellschaften selbst Impulse in den strategischen Technologie- und Wissenschaftsbereichen setzen.