Wirtschaftsrat: Hamburgs Digitalwirtschaft verpasst nationalen Anschluss
Die Landesfachkommission (LFK) Internet & Digitale Wirtschaft des Wirtschaftsrates Hamburg stellt ein Positionspapier zum aktuellen Stand der Digitalwirtschaft in Hamburg vor. Es betrachtet die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Rolle der Hochschulen und Netzwerke sowie die Breitbandinfrastruktur in der Stadt. Das Fazit: Soll Hamburg weiterhin für die Digitalwirtschaft attraktiv sein, muss es sein Potenzial besser ausschöpfen. Ansonsten droht der Standort den Anschluss im nationalen Wettbewerb zu verlieren.
Das neue Positionspapier der LFK Internet & Digitale Wirtschaft hinterfragt die Digitalwirtschaft in Hamburg kritisch und macht praxistaugliche Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Standortbedingungen. Insbesondere der Bildungsbereich und das gesellschaftliche Umfeld sowie der Gründergeist müssen durch Investitionen gestärkt werden. Dies bedeutet u.a. eine bessere Unterstützung, Etablierung und Förderung von Programmen, die Lernen und Wohnen gesamtheitlich anbieten, um High-Potentials aus dem In- und Ausland für den Standort Hamburg zu begeistern.
Auch das Thema Venture Capital bleibt weiterhin eine zentrale Baustelle. Sowohl die Zahl der Finanzierungsrunden, als auch das insgesamt in Hamburger Start-ups investierte Kapital waren zuletzt rückläufig – entgegen allen bundesweiten Trends. „Der digitalen Wirtschaft gehört die Zukunft. Es ist fahrlässig, dass keine einschneidenden Maßnahmen ergriffen werden, um den Digitalstandort Hamburg zu stärken. Berlin und München haben die Hansestadt längst abgehängt. Und auch andere Wissenschaftsstandorte wie Karlsruhe oder die Rhein/Ruhr-Region befinden sich auf der Überholspur“, erklärt Peter F. Schmid, Vorsitzender der LFK Internet & Digitale Wirtschaft und CEO des Online-B2B-Marktplatzes „Wer liefert was“.
Konsistente Strategie für digitale Bildung entwickeln
Notwendig ist eine einheitliche und verbindliche Strategie für die digitale Bildung. So fordert die LFK, dass digitales Lernen ein integraler und zentraler Bestandteil schulischer Lehrpläne werden muss. Bildungseinrichtungen müssen ihre Konzepte an die Herausforderungen und Potenziale der Digitalisierung anpassen und geeignete Maßnahmen zur digitalen Kompetenzentwicklung ergreifen. Nicht zuletzt bedeutet das auch: Mehr Budget und Aufmerksamkeit für vorhandene Förderprojekte im Bildungssektor und konsequente Investitionen in das Fortbildungsangebot für Hamburger IT-Spezialisten.
Hochschulen als Keimzelle für innovatives Unternehmertum
Eine innovative Gründungskultur setzt entsprechendes Know-how bei den Studierenden voraus. „Innerhalb der Hamburger Hochschullandschaft sticht keine Institution als ‚Gründungs-Uni‘ hervor. Das müssen wir ändern, wenn Hamburg eine echte Innovationsmetropole werden soll”, so Tim Hoffmeister, stellvertretender Vorsitzender der LFK Internet & Digitale Wirtschaft und Mitglied im Landesvorstand des Wirtschaftsrates in Hamburg. „Um die Hochschulen als Keimzellen für Unternehmensgründungen zu etablieren, braucht es deutlich mehr Lehrstühle für Entrepreneurship sowie einen Ausbau der technologieorientierten Forschung in Zukunftsfeldern wie Blockchain, Künstliche Intelligenz oder Robotics“, fordert Hoffmeister.
Breitbandausbau forcieren
Digitale Technologien und Dienstleistungen durchdringen mittlerweile jeden Alltags- und Wirtschaftsbereich. Eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und steigenden Wohlstand ist vor diesem Hintergrund die flächendeckende Versorgung mit leistungsstarken Breitbandanschlüssen und Hochgeschwindigkeitsinternet. Zukunftssichere Glasfaseranschlüsse sind zwar zunehmend in Deutschland verfügbar – auch in der Hansestadt. Die Umsetzung bewegt sich jedoch noch immer auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist für die LFK daher eine der zentralen Herausforderungen, vor denen Hamburg in den kommenden Jahren steht.
„Hamburg ist immer noch ein guter Standort für die Digitalwirtschaft – aber kein sehr guter mehr. Die Stadt muss ihre generell guten Standortfaktoren herausstellen und sich international besser vermarkten, um im ‚war for talents‘ auch im Ausland erfolgreich zu sein. Bislang geschieht das zu wenig. Es ist höchste Zeit für die Politik, aktiver zu werden und gegenzusteuern“, resümiert der Kommissionsvorsitzende Schmid.
Das Positionspapier "Digitalwirtschaft in Hamburg: Rahmenbedingungen verbessern - Perspektiven schaffen!" steht hier zum Download bereit.