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Bericht
21.10.2020
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Wirtschaftsrat ist am Puls der Politik

Online-Talk

Präsidentin Astrid Hamker: „Krisenintervention darf keine Dauermedikation werden“
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Mehr als die Hälfte ihres Lebens engagiert sich Astrid Hamker schon im Wirtschaftsrat. Als langjährige Vorsitzende des Landesverbands Niedersachsen und Bundesschatzmeisterin kennt sie die Vereinigung und die Mitgliederbasis bestens. Entsprechend groß war die Resonanz auf die Einladung für einen Online-Talk mit ihr. Ellen Lackner moderierte als Vorsitzende des „Beirats der Unternehmerinnen“ im Landesverband Hamburg die Veranstaltung.

 

Als präsent, authentisch und meinungsstark wird Astrid Hamker von den Mitgliedern wahrgenommen. Diesen Eindruck bestätigte sie während des Online-Talks einmal mehr. Offen sprach die Präsidentin über die Anfangs- und Findungsphase nach ihrer Wahl. Von Anfang setzte sie auf eine gute Kommunikation und Vernetzung – mit anderen Spitzenverbänden, aber natürlich auch auf politischer Ebene in Berlin und Brüssel. Hamker hob hervor, dass der Wirtschaftsrat sich von anderen Verbänden abhebe. Dies bezog sie einerseits auf die Tatsache, dass der Wirtschaftsrat die ganze Bandbreite von Unternehmensgrößen in seiner Mitgliedschaft abdeckt. Andererseits aber auch darauf, „dass wir viele Branchen vertreten […] und dadurch nicht in den Verdacht kommen, einseitig Brancheninteressen zu repräsentieren.“

 

Man erlebe in Spitzengesprächen, dass der Wirtschaftsrat „weitaus näher dran“ sei als andere, schilderte die Präsidentin ihren persönlichen Eindruck. Bestätigt wird dies dadurch, dass der Verband am Beginn der Corona-Krise gebeten wurde, an wöchentlichen Telefonkonferenzen mit dem Bundeswirtschaftsminister teilzunehmen. Stark gemacht habe sich der Wirtschaftsrat dabei u.a. für einen höheren Verlustrücktrag, den Verzicht auf die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge oder für die Rückkehr zum Präsenzunterricht an den Schulen.

 

Die politische Krisenintervention zwischen April und Juni wertete Hamker als gut und richtig. Sie betonte aber auch an, dass die meisten Hilfsmaßnahmen kreditfinanziert seien: „Unternehmen, die eigentlich sehr, sehr erfolgreich sind, mussten sich verschulden und wenn diese Kredite zurückgezahlt werden müssen, fehlen […] diese Gelder, um in die Zukunft zu investieren“, sagte sie im Hinblick auf den Strukturwandel. Dementsprechend mahnte die Präsidentin die richtige Dosierung von Hilfsmaßnahmen an: „Wenn eine Medizin zu lange verabreicht wird, dann kann sie auch ungünstige Nebenwirkungen haben oder regelrecht giftig werden.“ Krisenintervention dürfe nicht zur Dauermedikation werden. Der Staat könne nicht alle Lebensrisiken absichern. „Wir müssen hier aufpassen, dass wir wieder zurückkommen zu den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft“, bekräftigte Astrid Hamker.

 

An den Impuls schloss sich eine lebhafte Diskussion mit den Zuschauern an. Die Themenpalette reichte von Brexit und Nord Stream 2 über das Lieferkettengesetz bis hin zur Debatte über die Frauenquote.