Wissenschaftsstandort Hamburg: Senat läuft eigenem Anspruch hinterher
Hamburgs Reputation als Wissenschaftsstandort leidet / Technologie- und Wissenschaftsagenda gefordert
Mit großer Sorge um den Wissenschafts- und Innovationsstandort reagiert der Wirtschaftsrat Hamburg auf die geplanten Kürzungen der Universität Hamburg, insbesondere in den Fachbereichen Informatik und Mathematik. Nach dem monatelangen öffentlichen Disput über die „Zukunftsverträge“ leidet die Reputation Hamburgs als Wissenschaftsstandort weiter.
Der Wirtschaftsrat erinnert in diesem Kontext an die Grundsatzrede zur Wissenschaftsmetropole Hamburg, die Olaf Scholz am 28. November 2017 vor dem Überseeclub hielt. Damals versprach er als Erster Bürgermeister: „Wir wollen die Hansestadt als führenden Informatikstandort auf der nationalen Landkarte sehen und möglichst viele Spitzentalente in die Stadt holen.“
Von diesem Ziel entfernt sich Hamburg zusehends. Der Vorsitzende der Landesfachkommission „Wachstum & Innovation“ im Wirtschaftsrat Hamburg Dr. Hubert Baltes erklärt dazu: „Die Kürzungen im Fachbereich Informatik konterkarieren den Anspruch den Senats und der Wissenschaftssenatorin Fegebank, Hamburg zu einem führenden Standort für Wissenschaft, Innovation und Technologie zu entwickeln. Einmal mehr treten die tiefgreifenden strukturellen Defizite in Teilen der hiesigen Hochschullandschaft zutage. Mit den Zukunftsverträgen werden diese – wie sich nun zeigt – nicht gelöst. So werden die wichtigen technischen Disziplinen nicht die notwendige Größe erreichen, um zumindest national ernsthaft wahrgenommen zu werden.“
Der Wirtschaftsrat bekräftigt daher seine Forderung nach einer Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030. Mit dieser sind klare Prioritäten zu setzen: Will Hamburg zu einer Wissenschaftsmetropole werden, muss es sich auf wenige, strategisch sinnvoll definierte Technologie- und Wissenschaftsbereiche fokussieren. „Wohlstand und Attraktivität Hamburgs sind nicht selbstverständlich, sondern das Ergebnis klugen und vorausschauenden Wirtschaftens: Dieses kann in der Zukunft nicht allein auf Hafen, Handel oder Tourismus beruhen. Wir brauchen weitere Standbeine. Ganz vorrangig gehört dazu die Wissenschaft als Innovationstreiber und Anstoßgeber für künftiges unternehmerisches Handeln“, so Dr. Hubert Baltes.