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Bericht
20.08.2018
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Zwischen Kunst und Unternehmertum

„Durch die Kunst fühle ich mich schön und frei“, sagt der dänische Künstler Ulrik Mikkelsen, der seit einem guten Jahr in Hamburg lebt, über sein Verhältnis zu Zeichenstiften, Tinte und Wasserfarbe. Im August präsentierte er seine neue Ausstellung „Gott ist menschlich“ im NOHO Club zwischen Reeperbahn und Großer Freiheit. Dort traf der Junge Wirtschaftsrat den Dänen zu einem exklusiven Künstlergespräch, das von Rene S. Spiegelberger, Gründer und Vorsitzender der Spiegelberger Stiftung, moderiert wurde. Mikkelsen sprach über den Spagat, einerseits Künstler und andererseits Geschäftsmann zu sein.
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Ulrik Mikkelsen beschrieb sich im Laufe des Gesprächs selbst als „Mischungskünstler“: „Ich lebe von Street Art und zeitgenössischer Kunst und mische ältere Themen hinein“, so der Däne. Dazu habe ihn auch der Besuch einer Ausstellung mit alten Kirchenmalereien in der Hamburger Kunsthalle inspiriert.

 

Auf die Freiheit heutiger Künstler angesprochen und wie er damit umgehe, wenn ein Kunde oder Galerist detailliert vorgegebene Auftragsarbeiten von ihm verlange, sagte er: „Ich habe früher diesen Konflikt gehabt, einen Markt zufriedenzustellen und das hat nicht geklappt, da meine Werke so nicht genug durchdacht waren und nicht genug Gefühl hatten.“ Seine Kunst werde besser, wenn er sich von dem frei mache und gefiele den Leuten dann auch besser. Er fertige zwar ab und zu auch Auftragsarbeiten an, aber nur als Konzept, bei dem er mit dem Kunden zusammenarbeite und einen Kompromiss finde.

Rene S. Spiegelberger schilderte den Zuhörern in diesem Kontext die Situation auf dem deutschen Kunstmarkt: „Nach dem Kunstkompass, der aktuellen, international anerkannten Kunstmarktweltrangliste, liegt Deutschland auf Platz 1.“ Gerhard Richter habe es seit 2008 über vierzig Mal geschafft, als lebender Künstler die „psychologische Grenze“ von 10 Millionen Dollar für eine einzelne Leinwandarbeit auf einer internationalen Auktion zu sprengen. Auch viele andere deutsche Künstler wie etwa Georg Baselitz lägen hier weit vorn.

 

Ulrik Mikkelsen erklärte dazu, dass sich die bildende Kunst trotz dieser hohen Preise von anderen Luxusgegenständen darin unterscheide, dass sie nicht oder nur sehr langsam ausgetauscht werde und auch reines Handwerk sei. 

Den Titel seiner Ausstellung „Gott ist menschlich“ will der Däne ironisch verstanden wissen und als Hinweis auf die nihilistischen Gedanken von Friedrich Nietzsche. Jeder Mensch platziere sich in der heutigen Zeit im Zentrum seines eigenen Handelns und denke überhaupt nicht an das, was wirklich wichtig sei. Jeder habe heutzutage Instagram und poste immer neue Bilder aus seinem Leben. Er selbst wolle die meisten dieser Bilder gar nicht sehen, sei aber gleichzeitig auch bei Instagram. Diese Ironie des eigenen Handelns fließe häufig in seine Arbeit ein.   

 

Nach Abschluss des Gesprächs bot sich den Teilnehmern noch die Gelegenheit, persönliche Fragen an den Künstler zu stellen, sich die Ausstellung näher anzuschauen und die eigene Kunstsammlung um das eine oder andere Werk von Ulrik Mikkelsen zu erweitern.