Brücken, Baustellen, Bottlenecks – Hessen Mobil im Dialog mit der Wirtschaft
Mitglieder der Sektion Limburg-Weilburg diskutierten gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik über die anstehenden Infrastrukturmaßnahmen im Kreisgebiet. Im Mittelpunkt standen die geplanten Neubauten und laufenden Sanierungen im regionalen Verkehrsnetz, vorgestellt von Annett Nusch und Harald Wilke von Hessen Mobil. Während Nusch in der Region Westhessen für den Neubau von Straßen verantwortlich ist, betreut Wilke dort den Betrieb und die Sanierung bestehender Verkehrswege.
Hessen Mobil ist die zentrale Landesbehörde für Planung, Bau, Betrieb und Erhaltung der Bundes- und Landesstraßen sowie zahlreicher Brücken in Hessen. In ganz Hessen umfasst das betreute Netz etwa 15.000 Kilometer, davon rund 2.900 Kilometer allein im Bereich Westhessen. Landkreise können die Behörde darüber hinaus auch mit der Betreuung ihrer Kreisstraßen beauftragen - der Landkreis Limburg-Weilburg geht dabei bislang erfolgreich eigene Wege.
Ein zentrales Projekt, welches den Verkehr und die Unternehmen in der Region in den kommenden Jahren stark beschäftigen wird, ist der Ersatzneubau der Lichfieldbrücke in Limburg. Das rund 60 Jahre alte Bauwerk ist 380 Meter lang, besteht aus vier Teilbauwerken und führt den Verkehr bislang auf jeweils zwei Spuren über die Lahn. Seit bereits 2011 ist die Brücke für den Schwerlastverkehr gesperrt sowie ein Überholverbot für kleinere Lkws wurde eingeführt. Aufgrund einer Wirtschaftlichkeitsberechnung im Jahr 2010 wurde die Brücke noch einmal saniert, aber bereits zu diesem Zeitpunkt stand fest: Ein Neubau ist unvermeidlich. Der Baubeginn ist aktuell für 2031 geplant, die Bauzeit wird auf etwa fünf Jahre geschätzt.
Dabei sind zahlreiche Herausforderungen zu meistern: Die bisherigen Baugrunduntersuchungen reichten für eine Planung nicht aus, weshalb 2024 und 2025 tiefere Erkundungsbohrungen erfolgen mussten. Auch die Sicherstellung der Trinkwasserqualität während der Bauzeit ist noch nicht abschließend geklärt – die aktuell geplante Lösung ist zu kostenintensiv, eine Einigung mit der zuständigen Wasserbehörde steht daher noch aus. Um während der Bauphase die Einsatzfähigkeit von Rettungsdiensten zu gewährleisten, wurde bereits ein umfassendes Rettungswegekonzept entwickelt. Im Zuge bundesweiter Überlegungen wird zudem geprüft, ob neue Brücken künftig so ausgelegt werden müssen, dass sie auch militärischen Anforderungen, etwa dem Gewicht von Panzern, standhalten. Positiv ist: Auf ein langwieriges Planfeststellungsverfahren kann im Zuge der verzichtet werden, weil es sich um eine bauliche Erneuerung im Bestand handelt, die keine neuen rechtlichen oder umweltrelevanten Konflikte mit sich bringt.
Parallel zum Ersatzneubau der Lichfieldbrücke gibt es in der Region eine intensive Diskussion über die sogenannte Südumgehung Limburg. Obwohl sie nicht Teil des Bundesverkehrswegeplans ist, treibt die Stadt das Projekt auf eigene Kosten voran – ein Nutzungsplan wird aktuell in Vorkasse erstellt. Sowohl Vertreter aus Politik als auch der Wirtschaft fordern, das Vorhaben im Lichte des Brückenneubaus erneut strategisch zu betrachten und nicht vorschnell auszuschließen.
Im weiteren Verlauf wurde auch über weitere Bauprojekte im Landkreis informiert. Aktuell investiert das Land rund 24 Millionen Euro in etwa elf Maßnahmen in Westhessen. Die größte Herausforderung für alle Projekte: der Mangel an Fachkräften, der nicht nur die Planungs-, sondern auch die Bauzeiten erheblich beeinflusst.
Welche zentrale Bedeutung eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur für die regionale Wirtschaft hat, machte Egon Bürger von der gastgebenden Spedition Stähler deutlich. Das in dritter Generation geführte Familienunternehmen mit rund 240 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 40 Millionen Euro ist auf reibungslose Logistikprozesse angewiesen – jede Sperrung oder Verzögerung im Straßennetz wirkt sich unmittelbar auf den Betriebsalltag aus. Besonders hob Bürger den Einsatz von Hessen Mobil für die Umwidmung der B49 zur Kraftfahrstraße hervor. Diese Maßnahme habe die Strecke deutlich leistungsfähiger gemacht, da langsame Verkehrsteilnehmer wie landwirtschaftliche Fahrzeuge oder Fahrräder nun nicht mehr zugelassen seien. Für die Spedition sei die B49 eine zentrale Verbindung zwischen der A3 und der A45 – die neue Klassifizierung bedeute kürzere Fahrzeiten, mehr Planungssicherheit und eine spürbare Verbesserung der Verkehrssicherheit. Bürger bedankte sich ausdrücklich bei Hessen Mobil für deren Engagement, diese wichtige Änderung möglich gemacht zu haben.
Die Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll: Der Zustand und die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur sind zentrale Standortfaktoren für die regionale Wirtschaft. Der offene Dialog zwischen Hessen Mobil und den betroffenen Akteuren ist ein wichtiger Baustein, um künftige Maßnahmen praxisnah, transparent und wirtschaftsverträglich zu gestalten.