Deutschland – der kranke Mann Europas?
Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland wird immer größer. Die OECD sieht die Bundesrepublik derzeit mit null Wirtschaftswachstum als Schlusslicht aller Industrieländer. Analog zum Anfang der 2000er Jahre wird Deutschland in der internationalen Presse derzeit wieder als „kranker Mann Europas“ bezeichnet.
Gemeinsam mit dem Chefvolkswirt der Commerzbank AG, Dr. Jörg Krämer, diskutierte das Netzwerk Finanzplatz Frankfurt die Frage, ob Deutschland wirklich wieder zum kranken Mann Europas geworden ist. Dr. Krämer gab eine Einschätzung zur konjunkturellen Entwicklung und aktuellen wirtschaftspolitischen Lage der Bundesrepublik. Seiner Meinung nach, sind die Rahmenbedingungen für eine Erholung der Wirtschaft nicht geschaffen. „Die Politik muss weg von einer ideologisch getriebenen hin zu einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik“, erklärte der Chefvolkswirt. Damit sich die deutsche Wirtschaft erholen und wieder wachsen kann, müsste die aktuelle Bundesregierung die Unternehmenssteuern senken und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen. Dazu müssten Schienen und Straßen schneller ausgebaut oder saniert werden. Weiter sieht Dr. Krämer einen notwendigen Bedarf in der Erhöhung der Energieproduktion, um wettbewerbsfähige Strompreise für die Industrie anbieten zu können. Zudem muss die Qualität der Schulbildung erhöht werden und das Mikromanagement der Ampelkoalition in der Klimapolitik aufhören.
Deutschland selber ist nicht krank, sondern wird derzeit von den aktuellen politischen Hürden und falschen Rahmenbedingungen am Wirtschaftswachstum gehindert. „Wir müssen endlich anfangen, von anderen Ländern zu lernen. Wir müssen aufhören zu glauben, dass wir den richtigen Weg kennen. Niemand kennt den richtigen Weg, aber wie es in Deutschland gerade läuft, ist der falsche Weg“, schlussfolgerte er abschließend.