Erfolge und Herausforderungen hinter der Mammutaufgabe Impfstoff-Logistik
Die Mitglieder des Landesverbandes Hessen diskutierten mit dem hessischen Innenminister, Peter Beuth, Prof. Dr. Yvonne Ziegler, Professorin Internationales Luftverkehrsmanagement/ Leiterin des LOEWE3-Forschungsprojekt Pharma Supply Chain Risiko Management, Frankfurt University of Applied Science, Dr. Martin Arnegger, CFO und Geschäftsführer, AEP GmbH sowie Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung, trans-o-flex GmbH über die Herausforderungen in der Beschaffung und Verteilung des Corona-Impfstoffes.
Im Rekordtempo haben Pharmaunternehmen Impfstoffe entwickelt, auf denen große Hoffnungen liegt, dass sie wirksam vor dem Virus schützen und verhindern, dass es weiter grassiert. Die schnelle und sichere Verteilung der Impfstoffdosen, ist aber vor allem eine Frage der Logistik.
„Wir hätten nie gedacht, dass es nach 13 Monaten so weit ist, dass ein Impfstoff zur Verfügung steht“so Peter Beuth, Hessischer Minister des Inneren und für Sport, eingangs. Begrenzt sei im Moment ausschließlich der Impfstoffvorrat, was zu einer Beschränkung des Fortschritts bei der Impfstoffquote führe. Bezüglich der Frage nach einer zentralen Steuerung anstelle von 16 Einzellösungen der Bundesländer ließ Peter Beuth aufhorchen: ,,Wir hätten die Pandemie mit Hilfe einer zentralen Steuerung in Berlin nicht besser bewältigt. Es sei sogar von Vorteil, den Bundesländern die Möglichkeit zu geben, ihre Herausforderungen in diesem Bereich selbst anzugehen und damit zu bewältigen‘‘. Zum Thema Digitalisierung führte er aus: „Sicherlich gibt es einen Nachholbedarf bei digitalen Prozessen. Mit Hilfe der fortgeschrittenen Digitalisierung könnten wir aber nur Teile der Nachwehen der Pandemie erleichtern, zum Beispiel im Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes“.
„Die Pharmaindustrie war bisher in der Lage sehr gut auf die Corona-Krise reagieren zu können", lobte Prof. Dr. Yvonne Ziegler, Professorin für Internationales Luftverkehrsmanagement, Frankfurt University of Applied Science. "Natürlich gab es Herausforderungen, wie die ständigen Nachfrageschwankungen, die zu Schwierigkeiten in der Lieferkette führten, aber die Pharmaindustrie habe die Herausforderungen bislang bestmöglich gemeistert." Weiter führte Prof. Dr. Yvonne Ziegler aus: „Wir haben in Deutschland derzeit zwei Unternehmen, die intensiv an Impfstoffen forschen und produzieren. Eine Herausforderung bilden aber nicht fertigen pharmazeutischen Produkte, sondern die Wirkstoffe, die im Ausland produziert werden und in deren großen Abhängigkeit wir stehen."
"Die Geschwindigkeit der Impfung hänge in der Regel von der Menge des verfügbaren Impfstoffs ab. Im gesamten Bundesgebiet wurden in den letzten Wochen mehrere hundert Apotheken und damit auch Hausärzten optimal mit Impfstoff versorgt", so Dr. Martin Arnegger, Geschäftsführer, AEP GmbH. Der erste Impfstoff gegen das Coronavirus wurde in Deutschland entwickelt und damit habe sich das Land positiv als starker Pharmastandort gezeigt. „Was wir derzeit mit der Corona-Impfstofflogistik machen, ist eigentlich ein Tagesgeschäft. Wir haben feste Strukturen, aber es ist trotzdem eine herausfordernde Aufgabe, große Teile der Bevölkerung mit zwei Dosen Impfstoff zu versorgen“, machte Arnegger deutlich. Jedoch waren die Unternehmen sehr gut in der Lage, schnell agieren zu können, zum Beispiel bei der Beschaffung von Masken, Tests und Schutzmaterialien, erklärte der Geschäftsführer der AEP GmbH.
"Es ist soweit keine Mammutaufgabe - wir machen das jedes Jahr. Es gibt feste Strukturen und Prozesse, denen wir folgen. Dass Schwierigkeiten auftauchen, liegt nicht an der Logistik, sondern an der langsamen Beschaffung des Impfstoffs selbst", so Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung der trans-o-flex GmbH. Er forderte: "Für eine solche nationale Krise brauchen wir ein zentral gesteuertes System, das speziell auf die Verteilung von Medikamenten und Impfstoffen ausgerichtet ist. Die Verteilung von Impfstoff an die einzelnen Bundesländer ist eine hochkomplexe Aufgabe, die einen enormen Druck mit sich bringt."
Abschließend stellte Dr. Martin Arnegger fest: "Die höchste Priorität, die wir im Moment haben, ist, so viel Impfstoff wie möglich in die Arme zu bekommen und damit die Impfquote so schnell wie möglich hochfahren zu können."