Familie, Flexibilität und Frauen in der Arbeitswelt

Mit einem herzlichen Willkommen eröffnete Erhard Seeger, Vorsitzender des Unternehmernetzwerks Familienunternehmen & Mittelstand des Wirtschaftsrates Hessen, die Veranstaltung, die sich einem zentralen Thema für moderne Arbeitswelten widmete: der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – insbesondere aus Perspektive mittelständischer Unternehmen.
Monika Linhart, Geschäftsführerin, Truplast Sonneberg GmbH & Co. K und Gastgeberein der Veranstaltung schilderte eindrucksvoll ihre persönliche Erfahrung beim Versuch, eine betriebsinterne Ferienbetreuung einzurichten – ein Projekt, das ihrer Meinung nach letztlich an fehlender politischer Unterstützung auf kommunaler Ebene scheiterte. Ihr Beispiel machte deutlich, wie sehr strukturelle Hindernisse unternehmerisches Engagement ausbremsen können. Aus ihrer Sicht ist das Betreuungsproblem ein Schlüsselfaktor, der Karrieren von Frauen oftmals ausbremst. Die inzwischen etablierte Frauenquote hält sie heute für nicht mehr zeitgemäß. Deutlich kritisierte sie die Überregulierung, die gerade mittelständischen Unternehmen die Luft zum Atmen nehme.
Auch Annette Knoth, Partnerin und Rechtsanwältin der Kanzlei Gowling WLG (UK) LLP betonte, wie sehr gesetzliche Vorgaben Flexibilität verhindern können. Aus arbeitsrechtlicher Sicht sei es oft kaum möglich, kreative Lösungen etwa bei den Arbeitszeiten zu finden, weil bestehende Regelwerke zu starr seien. Gerade kleinere Unternehmen litten besonders unter Normen, die zwar für Großkonzerne gedacht seien, in der Praxis jedoch den Mittelstand blockierten.
Katrin Hechler, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales widersprach diesen Ausführungen nicht, machte jedoch deutlich, dass staatliche Regulierung ihren Sinn habe – nämlich das Schaffen einheitlicher Rahmenbedingungen, auch und gerade für kleinere Unternehmen. Sie unterstrich, dass insbesondere die Kinderbetreuung nach wie vor ein strukturelles Problem darstelle, dem sich die Politik mit Nachdruck widmen müsse.
Erhard Seeger sprach offen über seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit Mitarbeiterinnen mit Kindern. Er betonte die Bedeutung von gegenseitigem Vertrauen, flexiblen Absprachen und einem offenen Dialog auf Augenhöhe. „Was zählt, ist der Wille zur gemeinsamen Lösung – nicht der Paragraf“, so seine Botschaft.
Die anschließende Diskussion zeigte, wie differenziert das Thema erlebt wird. Ob flexible Arbeitszeiten, Stress durch ständigen Leistungsdruck oder die strukturellen Defizite bei der Kinderbetreuung – die Gäste brachten ihre eigenen Erfahrungen ein und vertieften die angesprochenen Aspekte. Einig war man sich: Wenn Familienfreundlichkeit kein Lippenbekenntnis bleiben soll, braucht es weniger Bürokratie und mehr Mut zur Eigenverantwortung.