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Bericht
25.06.2020
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Innenstadtentwicklung in Zeiten der Krise

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Im Gespräch mit dem Wirtschaftsrat diskutieren Daniela Wagner, MdB und Sprecherin für Stadtentwicklung der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, sowie Tanja Steinbrenner, Vizepräsidentin der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar und Geschäftsführende Gesellschafterin des Kaufhaus Ernst Ganz GmbH, die Herausforderungen der Krise für die Innenstadtentwicklung.
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Die Corona-Krise zeigt im Brennglas in welchen Bereichen es schon vor der Krise Probleme gab. „Die Verödung der Innenstädte, die schon vor der Pandemie ein ernstzunehmendes Problem der Kommunen darstellte, wird nun weiter verstärkt“, so Daniela Wagner. Trotz der Tatsache, dass Einkaufen in Läden unter Hygienebeschränkungen inzwischen möglich ist, kommt der Verkauf nicht wieder voll in Gang, da sich das Kaufverhalten der Konsumenten verändert hat. Das zurückhaltende Kaufverhalten sowie der Trend hin zum Online-Kauf könnte eine Welle von Insolvenzen im Einzelhandel zur Folge haben. Um die Einzelhändler zu unterstützen, befürwortet Bündnis 90/Die Grünen die von der Regierungen getroffenen Maßnahmen, da „es keine schlechtere und teurere Maßnahme gibt, als nichts zu tun“. Darüber hinaus wirbt die Bundestagsabgeordnete für Maßnahmen, welche auch langfristig einer weiteren Verödung der Innenstädte entgegen wirken sollen. Dazu gehört die gezielte Unterstützung von inhabergeführten Geschäften, die Anpassung des Gewerbemietrechts sowie die Aufhebung der Funktionstrennung im Bereich Gewerbe und Wohnen in den Innenstädten. Letztgenannter Aspekt soll dazu führen, dass sich Wohnen, Kultur und Einzelhandel in den Innenstädten mischen kann und die Attraktivität und Vitalität gesteigert wird.

 

Die Corona-Restriktionen stellten die gesamte Branche vor riesige Herausforderungen, so mussten gerade zu Anfang, als die 800 qm2 –Regel für den Einzelhandel galt, schnell neue Lösungen gefunden werden, führt Tanja Steinbrenner aus. Sie berichtet, dass sie selbst - aber auch die gesamte Branche - das veränderte Kaufverhalten der Konsumenten spürt. Nach einer Studie der IFH Köln gaben 67% der Betreiber stationärer Geschäfte an, die Sorge zu haben, die Krise nicht überstehen zu können. Auf der anderen Seite gaben 94% der Verbraucher an, mit den Onlineeinkäufen zufrieden zu sein. Dieser Trend ist für den stationären Einzelhandel besonders gefährlich und spiegelt sich in dem bereits verbuchten Umsatzverlust des Nonfood-Handels von 40 Milliarden Euro wieder. „Innenstädte gehören zur kulturellen Identität und müssen daher besonders bewahrt werden“, mahnt Steinbrenner. Aus diesem Grund fordert die Vizepräsidentin der IHK Darmstadt weitere Unterstützung aus der Politik, aber auch die Bereitschaft zu Innovationen im Einzelhandel selber, um der Verödung in den Innenstädten entgegen zu wirken und den Einzelhandel zu retten.

 

In der anschließenden Diskussion äußern die Mitglieder des Wirtschaftsrates ihre Unterstützung für eine Belebung der Innenstädte. Zum Abschluss fordert Tanja Steinbrenner eine intensivierte Städtebaufinanzierung des Landes Hessen, um Kommunen bei der Umsetzung ganzheitlicher Städteplanung zu unterstützen.