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Bericht
04.05.2020
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"Jetzt heißt es: Investieren in die Zukunft"

Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank AG, erklärt in einer virtuellen Konferenz, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die weltweiten Volkswirtschaften sowie Kapitalmärkte hat und haben wird.

Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank AG, erklärt in einer virtuellen Konferenz, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die weltweiten Volkswirtschaften sowie Kapitalmärkte hat und haben wird.
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„Zunächst muss ich auch mal erwähnen, dass es neben der Corona-Krise auch noch andere wichtige Themen gibt“, eröffnete Dr. Stephan die Veranstaltung. Der Fokus der Medien und damit auch der Gesellschaft auf die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass Themen wie der anstehende Brexit, Klimaschutz und der Handelsstreit zwischen den USA und China vernachlässigt werden. „Aber auch diese haben Auswirkungen auf die Wirtschaftslage in der Welt.“ Nach wie vor ist keine Einigung zwischen Großbritannien und der Europäischen Union in Sicht und ein harter Brexit wird von Tag zu Tag wahrscheinlicher. Der Mitte Januar beigelegte Handelsstreit zwischen den USA und China droht wieder auf zu flammen. Überschattet werden diese Themen durch die Pressemitteilungen aus aller Welt zum Fortgang der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Leben.

 

Die Covid19-Pandemie ging in einer Welle von Ost nach West – ausgehend in China, über Europa nach Amerika. Auch die damit verbundenen Auswirkungen und Gegenmaßnahmen erfolgten in einer Welle. Allerdings ist klar zu sehen, dass jede betroffene Nation versuchte sich der Problematik allein zu stellen. Ein gegenseitig voneinander lernen ist nicht zu erkennen. So sind die Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft von Nation zu Nation unterschiedlich – „Deutschland mit Krediten und Bürgschaften, USA mit einer Art Helikoptergeld“, so der Anlagestratege. „Welche Maßnahmen am Ende die meiste Wirkung zeigen, ist abzuwarten.“

 

Der bewusst herbeigeführte Shut-Down der Wirtschaft sorgte für die wohl schlimmste Rezession der letzten 90 Jahre. „Es handelt sich bei der derzeitigen Situation nicht um einen Vertrauensverlust in die Wirtschaft. Deswegen ist die Hoffnung groß, dass sich die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr schnell wieder erholt. Allerdings werden wir frühestens im Jahr 2022 wieder das gleiche wirtschaftliche Niveau erreichen wie vor der Corona-Krise“, so der Deutsche Bank-Angestellte.

 

Dr. Stephan warnt abschließend vor der, von vielen erwarteten, Politik des Protektionismus, einzelner Staaten. Eine Anpassung der Lieferketten ist wahrscheinlich, aber die Globalisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Sie sei der Grund für den derzeitigen Reichtum der Industriestaaten, begründete er. „Wichtig ist, dass wir bei Investitionen in die Zukunft tätigen und die Krise dafür nutzen. Es wird Verlierer und Gewinner am Ende geben“, erklärte Dr. Stephan abschließend.