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Bericht
26.02.2025
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Die zweite Trump Ära – Ein Lagebericht aus Washington mit Dr. Hardy Ostry

Der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung betont: Die zweite Amtszeit von Donald Trump hat weitreichenden Folgen für Europa
©Pixabay: Forcal

Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus hat eine neue politische Dynamik entfacht.  Dr. Hardy Ostry, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung, machte in seinem Vortrag deutlich: Diesmal ist vieles anders. Während die erste Trump-Präsidentschaft stark improvisiert war, zeigt sich die zweite Amtsübernahme strategisch vorbereitet. Diesmal wird eine ideologisch gefestigte Agenda vorangetrieben, die das transatlantische Verhältnis und die internationale Ordnung massiv herausfordert. 

Ein zentrales Thema war die Unsicherheit über die zukünftige Rolle der USA in der NATO. Trump hinterfragt das Bündnis offen, fordert von europäischen Staaten höhere Verteidigungsausgaben – bis zu 4,5 % des BIP – und lässt Europas Sicherheit zunehmend zur Verhandlungsmasse werden. Die transatlantische Partnerschaft müsse daher neu gedacht werden. Der Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Washington wurde in diesem Kontext als positives Signal für Europa gewertet. 

Auch die wirtschaftspolitischen Maßnahmen Trumps standen im Fokus. Seine geplanten Strafzölle – insbesondere gegen Mexiko und Kanada – sollen Handelsdefizite reduzieren und eine Senkung der Einkommenssteuer in den USA ermöglichen. Doch selbst wirtschaftsliberale Think Tanks innerhalb der Republikaner halten dieses Vorhaben für unrealistisch. Auch die Auswirkungen auf die deutsche Automobilindustrie seien dabei nicht zu unterschätzen, zumal zahlreiche deutsche Unternehmen bereits stark in den USA investieren. 

Ein weiteres spannendes Thema war die innenpolitische Machtbalance. Trump setzt in seinen ersten 5 Wochen mehr Executive Orders durch als jeder Präsident zuvor, was die Gewaltenteilung auf eine harte Probe stellt. Während anfangs viele Maßnahmen hingenommen wurden, regt sich nun Widerstand. Gleichzeitig sorgt eine Welle von Entlassungen und juristischen Auseinandersetzungen für Unruhe. Der mögliche Government Shutdown und die Frage, inwiefern Trump den Kongress weiterhin umgehen kann, werfen langfristige Fragen für das politische System der USA auf.  Die angekündigten drastischen Maßnahmen in der Migrationspolitik sind bisher nur teilweise umgesetzt, doch Abschiebungen nehmen spürbar zu. Dies führt zu Unsicherheiten und wirtschaftlichen Problemen, da viele Branchen auf nicht dokumentierte Arbeitskräfte angewiesen sind

Die deutsche Perspektive auf diese Entwicklungen ist zwiespältig. Die Konrad-Adenauer-Stiftung betont die Bedeutung der deutsch-amerikanischen Freundschaft und sieht sich zunehmend in der Rolle, Brücken zu bauen. „Früher hatten viele Amerikaner positive Erinnerungen an Deutschland, zum Beispiel durch Stationierungen, heute wird der direkte Dialog schwieriger“, so Dr. Ostry. Besonders Gespräche mit republikanischen Akteuren seien herausfordernd, aber wichtig.

Trotz aller Herausforderungen zeigte sich Dr. Ostry optimistisch: Die amerikanische Demokratie sei stark genug, um auch diese Phase zu überstehen. Entscheidend werde, wie Trump seine Macht über die kommenden Midterms 2026 absichern kann und ob sich innerhalb der Republikanischen Partei genug Widerstand formiert. Bis dahin bleibt Europa in der Pflicht, sich strategisch neu aufzustellen – in der Sicherheitspolitik ebenso wie in wirtschaftlichen Fragen.