Marburger Verkehrskonzept MoVe 35 spaltet die Marburger Gesellschaft
Die hessische Universitätsstadt Marburg liegt zwischen zwei Bergen und wird durch die Lahn geteilt. Dadurch ergeben sich nicht nur Herausforderungen für die Wohnungsplanung, sondern auch für die Verkehrsplanung. Allein in der Kernstadt leben mehr als die Hälfte aller Marburger Einwohner. Dazu kommt, dass Marburg durch die Gewerbegebiete auch eine Pendlerstadt ist. Viele der Menschen fahren mit dem Auto zur Arbeit. Die derzeitigen Straßen sind allerdings für den täglichen Berufs-und Lieferverkehr nicht ausgelegt. Deshalb hat das Marburger Stadtparlament über drei Jahre lang ein Konzept erarbeitet, um die Weichen für eine zukunftsorientierte, klimafreundliche und vielfältige Mobilität in der Stadt stellen zu können. Allerdings findet das Konzept nicht nur Zustimmung, sondern auch viel Ablehnung – vor allem vom Einzelhandel und den ansässigen Unternehmen.
Grund für die Sektion Marburg-Biedenkopf einmal alle Protagonisten an den Tisch zu holen und die Thematik zu diskutieren. Bevor allerdings die Politik zu Wort kam, erhielten einzelne Vertreter der Wirtschaft die Möglichkeit ihre Meinung zu MoVe 35 zu äußern. So mahnen Oskar Edelmann, Stv. Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, und Annette Klingelhöfer, Geschäftsführerin der Konditorei Café Klingelhöfer GmbH, die Umsetzung an. Sie fordern eine Überarbeitung des vorliegenden Konzeptes. Unterstützt wurden sie dabei vom Marburger Landtagsabgeordneten Dirk Bamberger, der sich, ebenso wie Thomas Madry, Leitung Standortmanagement-Services der Pharmserv GmbH, für ein neues Verkehrskonzept aussprach, aber unter Berücksichtigung von allen Verkehrsträgern.
Konfrontiert mit den Meinungen und Äußerungen der Wirtschaftsvertreter diskutierten Lisa Deißler MdL, Kreisvorsitzende, FDP Marburg-Biedenkopf, Stadtrat Dr. Michael Kopatz, Dezernent für Klimastrukturwandel, Bauen, Stadtplanung und Mobilität der Stadt Marburg, Steffen Rink, Vorsitzender der SPD-Fraktion Marburg, sowie Christian Schmidt, Vorsitzender der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion Marburg, und Jens Seipp, Vorsitzender der CDU/FDP/BfM-Fraktion Marburg, das vorliegende Konzept.
Am Ende war für alle Teilnehmer und Politiker erkennbar, dass beim Thema MoVe 35 in Marburg zwei verschiedene Meinungen und Einstellungen aufeinander treffen und man sich so schnell nicht auf einen Kompromiss einigen wird. MoVe 35 wird die Marburger Gesellschaft, Wirtschaft und Politik noch einige Zeit beschäftigen. So haben Vertreter der Wirtschaft, unterstützt von einigen politischen Vertretern, bereits angekündigt, dass sie bei Verabschiedung des Konzeptes ein Bürgerbegehren anstreben werden.