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Bericht
16.05.2025
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Private Altersvorsorge in Deutschland – wie können privater Wohlstand und Wirtschaftswachstum gefördert werden?

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Im Rahmen der Veranstaltung „Private Altersvorsorge in Deutschland – wie können privater Wohlstand und Wirtschaftswachstum gefördert werden?“ lud das Netzwerk Finanzplatz Frankfurt gemeinsam mit Vanguard Frankfurt zu einem fachlichen Austausch über die Zukunft der privaten Vermögensbildung in Deutschland ein. Angesichts einer alternden Bevölkerung, struktureller Herausforderungen im Rentensystem sowie der wachsenden Bedeutung individueller Vorsorge rückten zentrale Fragen in den Mittelpunkt: Wie kann privater Wohlstand gefördert werden? Wie lassen sich wirtschaftliches Wachstum und soziale Absicherung in Einklang bringen? Welche Rolle spielt dabei die private Altersvorsorge?

Ein zentrales Thema war die weit verbreitete Risikoscheu in der Bevölkerung. Die Gleichsetzung von „hoher Rendite“ mit „hohem Risiko“ schreckt viele Bürger ab, sich mit Kapitalmärkten oder privaten Anlageformen auseinanderzusetzen. Zugleich fehlt es an systematischer Aufklärung: Die finanzielle Allgemeinbildung in Deutschland ist ausbaufähig. So lautete ein wesentlicher Impuls der Veranstaltung: Finanzielle Bildung sollte bundesweit gestärkt und bereits in Schulen durch praxisnahen Wirtschaftsunterricht vermittelt werden. Nur wer versteht, wie Altersvorsorge funktioniert, kann fundierte Entscheidungen treffen.

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Zudem wurde deutlich, dass der Zugang zu privater Vorsorge erleichtert werden muss. Es braucht transparente, kostengünstige und niedrigschwellige Angebote, um Vertrauen zu schaffen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten, dass Menschen häufiger selbst aktiv werden würden, wenn der Einstieg verständlich und einfach gestaltet wäre. Neben Aufklärung wurde daher auch für eine Entbürokratisierung und Vereinfachung von Vorsorgeprodukten plädiert.

Eine weitere Perspektive nahm die Rolle von Technologie ein: Digitale Tools und Künstliche Intelligenz könnten helfen, individuelle Vorsorgepläne zu entwickeln, Menschen gezielt anzusprechen und Begeisterung für das Thema zu wecken. Wichtig sei jedoch, klare Ziele zu formulieren und mit der richtigen Sprache zu arbeiten – Begriffe wie „Renditedreieck“ oder „Volatilität“ wirken oftmals abschreckend, statt Vertrauen zu schaffen.

Auf politischer Ebene wurde angeregt, erfolgreiche Modelle aus anderen Ländern wie Schweden oder Großbritannien als Vorlage zu nehmen. Statt weiterer Regulierung sei es sinnvoll, steuerlich geförderte Vorsorgeinstrumente wie ein privates Anlagekonto zu prüfen. Auch wenn die Umsetzung komplex erscheint, sei eine Orientierung an internationalen Best Practices langfristig unerlässlich. Es wurde betont, dass Deutschland den Reformbedarf nicht länger ignorieren dürfe, sondern jetzt handeln müsse.

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Im europäischen Vergleich zeige sich: Die Risikoaversion sei ein kulturelles Phänomen, das über Generationen hinweg gewachsen ist. Gleichzeitig ändere sich die Einstellung allmählich – gerade jüngere Menschen seien offener gegenüber kapitalmarktbasierten Lösungen. Länder wie Kanada oder Dänemark haben bewiesen, dass Rentenfonds und institutionelle Anleger eine tragende Rolle im Vermögensaufbau spielen können.

Abschließend herrschte Konsens darüber, dass der beste Zeitpunkt zum Handeln längst vorbei ist – aber der zweitbeste ist jetzt. Deutschland braucht eine strukturelle Rentenreform und einen klaren Plan zur Aktivierung privaten Kapitals. Schon kleine, breit gestreute Beiträge könnten langfristig große Wirkung entfalten – für die individuelle Absicherung ebenso wie für die wirtschaftliche Stabilität des Landes.